Tag 1 - rein in die Hölle - 14 km

 Pünktlich um 05:30 war ich an dem trailhead. Und da habe ich die ersten hier getroffen: ein hagerer Typ und 3 Mädels Gleich als Anfang den Berg Zfahot hoch (300m) . Und da habe ich schon gelitten. Aufstieg kann ich gar nicht, da fehlt mir die Luft.

Aber zum Sonnenaufgang hoch geschafft. Oben hatten sich schon zahlreiche Israelis eingetroffen, um zum Sonnenaufgang zu beten.





Der Rest des Tages war hochintensiv. Die Eindrücke der Wüste, die zerklüfteten Berge in allen möglichen Farben. Man kommt sich so winzig vor....
Irgendwann ging's runter in ein Wadi oder Nahal wir sie es hier nennen. Sehr steil runter.





Der war war echt schön!! Sand/Kies Boden, die Wände des Canyons aus buntem Sandstein. Unter der ersten Akazie hab ich ne längere Pause gemacht und da kamen 2 Mädels in den Nahal runter, mit denen ich kurz gesprochen habe.
Tja ich bin dann Canyon hoch und es wurde immer steiler.





Der Rest des Tages war die Hölle!! Bei 31 Grad im Schatten (kein Schatten zu sehen) ging es über Felsen steil bergauf. An wenigen Stellen waren Metall-Halterungen montiert.
Ich habe so gelitten wie noch nie! Keine Kraft mehr in den Oberschenkeln, die Hitze und das extrem schwierige Gelände... Ich habe immer nur 2,3 Schritte geschafft und musste anhalten um zu Luft zu kommen. Ich war so erschöpft, das ich mich mehrmals einfach hinterlegt habe und die Augen geschlossen, egal ob ich Schatten gefunden hatte oder nicht. Einige Male habe ich überlegt, abzubrechen, mir diesen brutalen Scheiss nicht antun zu müssen. Aber trotzdem weiter ein kleiner Schritt nach dem nächsten.
Die Landschaft war krass, Bergschluchten und -Massive in allen Farben, 300m runter, 300m hoch....und ich mittendrin. Ich weiß nun mit Sicherheit: ich habe keine Höhenangst.

Um 14:30 erreichte ich das Nachtcamp, und nach und nach in Laufe des Nachmittags, kamen hiker an, Leute dich ich heute morgen gesehen hatte, neue hiker. Die sagten alle der erste Tag sei einer der schwierigsten des ganzen Trails zu die haben alles genauso gelitten.

Sehr nett dass hier draußen die Hiker zusammenhalten, da wir dieselben Erfahrungen gemacht haben, dieselben Sorgen und Nöte haben. Es ist eine sehr nette Hikergruppe, und meine Motivation ist daher um einiges besser.

Vorglühen / Ruhetag

 Heute war, wie geplant, mein Ruhetag. Es fiel mir schwer, da ich gestern bereits alles eingekauft hatte und ich eigentlich endlich los wollte.

So stand heute alles im Zeichen der Vorbereitungen: ich hab meine gesamte Ausrüstung geprüft und bewusst eingepackt. Die 2 Liter Wasserblase mittig genau am Rücken untergebracht, damit das Gleichgewicht des Rucksacks austariert bleibt. 2 Liter jeweils links und rechts in den Außentaschen und die 6 Liter für den Tag sind platziert.
Über den Tag verteilt habe ich permanent getrunken, um meinen Körper ausreichend zu hydrieren. Früh morgens, als es noch kühl war, hab ich 20 Minuten in der Sonne gesessen, damit sich meine Haut gewöhnt. Das hat gereicht um einen leichten Sonnenbrand im Gesicht zu bekommen. Weitere Sonneneinstrahlung habe ich heute vermieden (nix mit im roten Meer baden, hier ist am Ufer alles voller Baustellen, erst 6km weiter hätte ich einen Stand gefunden, war mir zu weit. Und zu heiß! 30 Grad war einfach krass. Ich bin ein bisschen in der Stadt herumgelaufen, und die Hitze war sehr deutlich. Wie soll das nur werden, wenn ich erstmal in der Wüste bin und es keinen Schatten mehr gibt??
Morgen fahre ich vor Sonnenaufgang an den trailhead, etwas 6 km aus der Stadt raus. Direkt am Ufer/Strand geht es den ersten Berg hoch (am Anfang wird es noch kühl genug sein) und dann geht es los: der Beginn des"Shvil Israel", wie der INT offiziell heißt.
Ich kann nicht sagen wann und wo ich Internet haben werde, und kann daher auch keine regelmäßige Blog-Einträge posten. Ich werde zwar täglich schreiben, aber wohl nicht abschicken können. Es kann also sein, dass ne Weile nix zu lesen ist, und dann mehrere Tageseinträge auf einmal.

Eilat ist bereits im Schatten, in Jordanien strahlen die Berge noch in der untergehenden Sonne.



Ich gestehe, ich mache mir etwas Sorgen wie mein Körper mit den 17 Kilo, dem Bergeklettern und der brutalen Hitze umgeht. Gut ausgerüstet bin ich jedenfalls.
Die ersten 3 Tage sind nicht so lang aber ab dem 4ten sind dann auch stecken über 30 km auf dem Plan. Es wird auf jeden Fall hart!!
Und dennoch: ich bin gespannt, und aufgeregt und entschlossen es zu versuchen!

Anreise

 19 Stunden habe ich gebraucht! 

Am frühen Abend ging der Flieger nach Zürich, nachts dann der nach Tel Aviv, wo ich morgens um vier ankam.

Eine merkwürdige Welt, ich vergessen weder die Sprache noch die Schrift. Passkontrolle war ok, der Beamte warnte mich noch dass es in den nächsten Tagen sehr heiß werden soll. 

Dann wurde es konfus. Am Bahnsteig verkaufte mit der Beamte eine viel-fahr Karte zu 25 Euro (die ich aber nur in Tel Aviv benutzen kann). Ich fragte mich dann durch: Fahrt dieser Zug nach Hanau Station? Ja (nope). Falsch ausgestiegen, wieder zurück gefahren, dann kurz nach fünf zu Fuß zum Busbahnhof, ( tiefster Suburb) inmitten der armen, arbeitenden Bevölkerung. Sicherheitskontrollen um in den Busbahnhof zu kommen. 5 Leute standen um mich herum, um mir dann zu helfen ein Ticket zu kaufen. Und endlich saß ich im Bus! 

Am Gaza vorbeigefahren, die Landschaft eher langweilig: flach, bisschen grün, alles voller Baustellen und Autobahnen. 

Zwischendurch aufgewacht und ich war in der Wüste!!!!

Boah, beeindruckend: Gebirge aus Limestone und Sandstein, zerfurcht, trocken, nur hin und wieder eine Akazie, sonst keine Pflanzen. Schön aber auch sehr fremd.

In Eilat im Hostel angekommen (das sehr nett ist) und ein paar Besorgungen gemacht (eine israelische Sim Karte mit 100GB für einen Monat - Schade dass es in der Wüste kein Internet gibt...), Gas Kanister und ein paar Essenssachen.



Einen faux pas hab ich auch gleich gemacht: in einem Café ein Sandwich bestellt mit Käse und Schinken. Die Frau tolle nur mit den Augen und sagte "so was haben wir nicht, wir sind kosher" oops

Die Luft hier ist wahnsinnig trocken, ich merke es in der Nase und im Rachen. Und tagsüber war 26 Grad.



Ich war am roten Meer und lasse nun den Abend ausklingen.



Es geht in die Wüste!

 Die Wüste Negev, im heiligen Land, in Israel. 


Der “Israel National Trail” (INT), führt einmal ganz durch Israel (1100 km), Ich will von Süden nach Norden, starte damit am Golf von Aqaba, nahe der ägyptischen (7km) und der jordanischen (2,5 km) Grenze, am Ufer des Roten Meeres. In den verfügbaren 3 Wochen will ich Richtung Jerusalem, um die Negev zu durchqueren.


Meine Strecke, von Eilat nach Arad, beträgt beinahe 500 km. Ganz bis nach Arad werde ich es nicht schaffen, da ist mir die Zeit zu knapp und ich möchte nicht so gehetzt sein. Stattdessen ist Arad die Richtung, das End-Ziel aber ungewiss (und unwichtig). 





Diesmal keine moosbewachsenen Kiefernwälder, keine Unmengen an Seen, keine nassen Füße... Staub, Hitze, Felsen und ein eher hellgelber Sandboden werden meine Umgebung sein. Und meistens ohne Schatten. 


Es ist schwierig, Informationen zu bekommen. Es gibt eigentlich nur eine Quelle, die nicht auf hebräisch ist. Das beste Zeitfenster soll Ende Februar bis Ende März sein, wenn der “regnerische Winter” vorbei ist, aber die Hitze noch nicht da ist. 


In der Wüste gibt es kein Wasser..  keine Flüsse, keine Seen. Die 6 Liter Wasser am Tag muss man weit schleppen oder sich an einigen Stellen/Camps bringen lassen (da versteckt einer vorher die Wasserflaschen und schickt dann ein Video, das zeigt, wie man das Wasser findet).   


Anders als meine bisherigen Wanderungen, wo ich jeden Abend entscheiden konnte, wann und wo ich mein Zelt aufbaue, sind die Tagesabschnitte und -entfernungen auf diesem Trail eher vordefiniert. Die ganze Wüste gilt als Naturschutzgebiet und dort darf man nur auf designierten Plätzen übernachten. Davon gibt es allerdings viele. Nur in den “Nightcamps” gibt es Wasser (bestellt und versteckt oder öffentlicher Tank). Also läuft man von Camp zu Camp. Möchte man ein Camp überspringen, ist die Entfernung meistens zu groß, um an einem Tag gelaufen zu werden.

Nun, wer weiß, wenn ich weitere Wasserquellen ausfindig mache, vielleicht ist ein bisschen Flexibilität möglich. 





10 Tage noch, dann fliege ich über Nacht nach Israel, komme um 4 Uhr morgens an, suche mir einen Bus und fahre 5 Stunden nach Süden an den Golf von Aqaba. Ich nehme mir einen extra, "freien" Tag in Eilat, zum akklimatisieren, resupply machen, Sim-Karte und Gas kaufen, sowie die Palmen bewundern, am Strand spazieren gehen und guten Kaffee trinken. Am Dienstag geht es dann los, gleich mit 1000m Aufstieg am ersten Tag.


Nicht zum ersten Mal frage ich mich: was habe ich mir da vorgenommen?


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