Heute morgen schaue ich mir den Abschnitt in Oregon an, den ich laufen will, lese die frischsten Kommentare und sehe für die ersten 150 Meilen nur Horrormeldungen: Blow-downs ohne Ende, gefährliche Schneefelder, die ohne Expertenwissen nicht zu überqueren sind, überhaupt viel Schnee, einige Camp-spots sind noch nicht schneefrei, und wieder toter, verbrannter Wald.
Meine Seele widerstrebt sich ganz deutlich. Noch mehr von den Situationen, die ich nicht mag. Noch mehr Plackerei, bedrohliche Schneefelder, tote, traurige Wälder und ewige Kletterei weil der trail noch nicht befreit ist. Es ist zu früh im Jahr, nach Süden und nach Norden ist noch viel Schnee.
Die letzten Wochen habe ich gelitten, weil der trail nicht frei ist und ich nur bei extremer Anstrengung vorwärts komme. Und das wird so weitergehen.
Hinzu kommen andere Dinge, die mich in letzter Zeit beschäftigt haben:
die Kosten, USA ist sehr teuer, was essen und Übernachtung angeht und ich hab in den drei Monaten schon Unmengen an Geld ausgegeben.
Heimweh, ich vermisse mein Zuhause und die Privilegien der Zivilisation. Ich vermisse meine Töchter schmerzhaft, jeden Tag und ich vermisse meine Frau.
Auf dem trail kann man viel nachdenken und eines der Dinge die mir bewusst geworden ist, ich habe meiner Familie nicht die Aufmerksamkeit gegönnt, die die verdient. Das will ich ändern.
Anstrengung (effort), ich habe nicht erwartet, dass das hiken auf dem PCT so viel Anstrengung kostet, bzw. daß das nicht leichter wird. Jeden Tag 10+ Stunden lang äußerste Anstrengung, alles was ich habe zu geben, nur um vorwärts zu kommen, erschöpft einen Berg hoch zu taumeln, das schlaucht auf Dauer und tut meiner Seele nicht gut.
Ich bin zu langsam, um den PCT vollständig zu schaffen. Ich hinterfrage was sich an dem Weiterlaufen noch lohnt. Und immer öfter habe ich keinen Spaß mehr.
All diese Gedanken trafen auf die neue Information, dass sich im Norden der trail in schlechten Zustand ist, und es direkt sich eine Entscheidung.
Es ist Zeit den PCT zu beenden!
Mein Ziel war es jahrelang, den PCT zu wandern, das habe ich nun 3 Monate lang gemacht und meinen Traum realisiert. Der Anspruch den gesamten trail zu absolvieren, war nie besonders groß. Während der Wanderung wurde mir auch klar, das es wertvoller war, jeden Teil zu genießen anstatt "durchzurennen'.
Ich habe über 80 wundervolle Tage gehabt und unvorstellbare Dinge gesehen und erlebt, fast 1600 Kilometer zurückgelegt und ganz tolle Menschen kennengelernt. Ich habe meinen Körper wachsen gespürt und bin beeindruckt, was er alles leisten kann. Aber wichtiger: ich habe das "thruhiker Feeling", diesen seltenen, kostbaren Zustand gelernt und gemeistert und bin super stolz auf meine Errungenschaft bis hierher.
Wenn ich eines gelernt habe, dann geht es darum, wie gut man die Zeit verbringt, die man hat.
Meine Familie fliegt demnächst nach Brasilien in den Urlaub und ich möchte nun die Zeit mit ihnen verbringen.
Der Trail muss nun zu Ende kommen, aber meine Reise geht weiter.
Vielen Dank, dass deine Erfahrungen und Überlegungen zu deine Reise entlang des PCT geteilt haben. Es erfordert enormen Mut und Selbstbewusstsein, um zu erkennen, wann es an der Zeit ist, den Fokus zu ändern und Prioritäten zu setzen, was wirklich wichtig ist. Ihre Fähigkeit, die unglaublichen Momente und Erfolge auf dem Weg wertzuschätzen und gleichzeitig die Herausforderungen und Veränderungen Ihrer Ziele anzuerkennen, ist wirklich inspirierend. Du habt so viel erreicht und unschätzbare Erkenntnisse gewonnen. Genieße deine Zeit mit deine Familie in Brasilien und seie darüber im Klaren, dass deine Reise sowohl auf dem Weg als auch abseits davon weiterhin ein bemerkenswertes Abenteuer bleibt. Gut gemacht! wir sind Stoz auf dir!!!!!
AntwortenLöschenSharmi, vielen Dank!! Auch dafür daß du hier mitgelesen hast. ♥️
LöschenHej Lars (schwedisch sprichst Du ja schließlich auch)!
LöschenIch bin ganz geflasht von Deinem Blog und irrsinnig beeindruckt. Zum einen davon, dass Du Dir Deinen Traum so bewusst fühlend erfüllt hast, zum anderen natürlich von den einzelnen Einträgen, und den dazu gehörigen Bildern.
Aber am meisten von den beiden Entscheidungen, a) den Plan anzupassen und b) dich in Zukunft mehr auf deine wundervolle Familie zu fokussieren. Hoffentlich habt Ihr Euch in Brasilien treffen können. Grüße mir Buzios, wenn ihr da doch nochmal vorbeikommt.
Liebe Grüße aus Hamburg,
Stephan
Ich kann mich Sharmi nur anschließen, was für eine tolle Erfahrung Du dort machen durftest, kann Dir Niemand nehmen, genieß nun die Zeit mit der Familie. Grüße Kaffeepott
AntwortenLöschenIch kann mich Sharmi auch nur anschließen, ich glaube, deine Familie freut sich auf die Zeit mit dir. Danke, das du uns auf der tollen Reise mitgenommen hast und danke für die tollen Fotos!
AntwortenLöschenDas ist doch eine großartige Perspektive, nun die Zeit in Brasilien zu genießen, statt sich durch Schneefelder zu quälen und erhöhte Risiken in Kauf zu nehmen. Eine wirklich phantastische Reise und ein Erlebnis, das dir niemand mehr nehmen kann. Danke für's Teilen und für die vielen schönen Bilder!
AntwortenLöschenDie guten Leute wissen wann es an der Zeit ist, einen Plan anzupassen und oft entstehen daraus die besten Wege