Tag 6 - Ten by ten, Baby - 26,6 km

"Ten by ten", Baby!!! Ich habe damit einen lang ersehnten Rekord gebrochen: bis 10 Uhr 10 Meilen (16 km) geschafft zu haben. Heute hat's geklappt. 
Sehr früh (mit Wecker) los aus der kalten Hütte in Ljusbodarna. Um 05:30 schien die Sonne. Leider ist immer noch dieser schnittige, Kälte Wind da, die Temperatur geht nicht über 10 Grad.



Eineinhalb Stunden lang sind meine Füße sogar trocken geblieben. Der Rest der ingesant 9 Stunden hiken hatte ich ständig Wasser in den Schuhen. Es ist einfach überall Wasser. Nur etwa 10 Prozent des trails sind trocken, ich glaub das wird so bleiben.



Ich habe nun meinen "pace" gefunden. Bin nach 26,6 km um 14:45 Uhr auf eine Windschutzhütte am See getroffen. Ich werde hier übernachten, es ist ein hübscher Ort.



Morgen soll um 7 Uhr der Regen anfangen und den ganzen Tag anhalten. Nach einem Tag Sonne, geht das wieder los.


Ich rufe den Regenwolken immer entgegen sie sollen weg, sie spielen auf verlorenem Posten. "Summer is coming !!"



Tag 5 - happy Vatertag - 21,1 km

Tag 5 - happy Vatertag - 21,1 km

Was für ein krasser Tag! Bis 9 war noch kein Regen aber Hindernis #13 hatte mir schon mal Wasser in beiden Schuhen beschert. Um 09:30 Kamera dann der Regen.

Und ich stapfte durch die überschwemmte Landschaft. Immer wieder umspült 4 Grad kaltes Wasser meine Zehen. Mit dem Wind zusammen ist es kalt. Das einzige was mich noch warmhält ist die Körpertemperatur bei Kraftanstrengung. Es sind 6 Grad immer wenn ich verschnaufe fange ich schnell an zu frieren. Also weiter: ich pushe und kämpfe mich den Trail entlang. Keine Rücksicht auf Verluste, wunden lecken kann ich später. In 6,5 Stunden bin gerade ich 21,1 km gelaufen.

Der Resolution ist wunderschön, aber schwer. Und es ist nass. Hoch und runter, Felsen, Wurzeln, umgefallene Bäume und eben Wasser überall, flächendeckend! Das ganze Land ist überflutet mit 4Grad kaltem Wasser.

Ich habe heute alle Kräfte aufgeboten um zu parieren was mir der trail entgegenschleudert. Ich hing an einem Baum bin meterweit gesprungen und die ganze Zeit gepusht um Meilen zu machen

Bis halb zwei, wo ich nass und durchgefroren das Glück hatte eine Hütte mit Kamin zu finden. Ich trockne meine Sachen (alles ist nass und eiskalt), trinke Tee und werde wieder warm. 
Obwohl ich nur den halben Tag gelaufen bin, entscheide ich mich zu bleiben. Da draussen ist widerliches Wetter, peitschender Regen und kalter Wind. Es soll erst um 01:00 aufhören zu regnen und ich wäre jetzt dabei mein Zelt aufzustellen. 
Laut Wetterbericht kommt noch mehr Regen: übermorgen (morgen soll die Sonne scheinen) und dann nochmal 3 Tage lang Regen. Wie soll ich das schaffen? 
Wahrscheinlich so wie bisher: einen Tag nach dem anderen, einen Schritt nach dem anderen.

Keine Fotos heute? Nein, war nur mistwetter und das Handy hat die meiste Zeit in einer ziplock Tüte verbracht.



Tag 4 - Schnee, Wind und Hagel, spater sonnig - 25 km

Ich habe in der warmen Hütte naturlich länger geschlafen und erst 08:30 bin ich los. 
Durch eine Schlucht geklettert und da drin lag noch Schnee!! Dann müsste ich aus dem Sumpfgebiet raus und musste irgendwann einfach durchs wasser. Um 09:30 war ich bereits erschöpft und hatte mal wieder klatschnasse Socken. War auch kaum zu verhindern, die Schneeschmelze ist noch nicht lange her, überall läuft Wasser ab, alle Bäche laufen über.



Geregnet hat es heute nicht, dafür war es aber den ganzen Tag saukalt. Den ganzen Vormittag war um die 5-6 Grad.
Da wollte ich in einer Pause meine Socken und Schuhe trocknen, und schon kam ne dunkle Wolke und hat mir Hagel über den Kopf gegossen! 
Gegen 13 Uhr kam ich in eine neue Gegend. Es muss hinter einer wasserscheide liegen, denn der Boden war deutlich weniger nass. Ausserdem würde es nerviger, wilder.



Ich habe wieder zahlreiche schöne Stellen gesehen. Es ist schwer zu beschreiben, die Natur ist seit hundert Jahren allein gelassen. Kippt ein alter Baum um, dann bleibt der da.. Abflüsse graben sich ihren weg um Felsen herum und gestalten die Landschaft und überall zwischendrin zarte Blumen, Farbe, Birken und zig ungewöhnliche Vögel. 

Ich habe mich heute sehr gepusht. Da ich gestern nur 13 km geschafft habe, brauche ich langsam grössere strecken. Ich komme nur so ewig langsam voran.....1,5 bis 2 km/h in diesem Gelände....gnnnn 

Erste Etappe ist durch. Ich hab mir an einem schönen See ein Plätzchen für mein Zelt ausgesucht. Jetzt abends ist es hübsch. Ich bin so kaputt ich schlafe bestimmt gut. An morgen kann ich denken, wenn Morgen da ist 😊



 (aber bisschen geluschert: um 10 kommt der Regen. 90% mit viel Wasser, dazu frischer Wind mit Temperatursturz, Max 10 grad, und es soll in der Nacht drauf weiterregnen.....also ist die nächste Phase mit nass und durchgefroren vorprogrammiert.)



Tag 3, was für ein Tag! - 13,7 km

Heute morgen gab ich gefroren. Um 4 Uhr wachte ich dadurch auf. Kopf, Rumpf und Füsse waren ok, Meine Schenkel und mein Hintern waren kalt. Überhaupt war es ein schwieriger morgen, es regnete immer noch.
Mein nasses Zelt hab ich aussen am Rucksack aufgehängt.

Um 06:50 bin ich los. bei massivem "Bush-whacking" per GPS durch die Landschaft, hab ich fast ne Stunde gebraucht um 1 Kilometer zu schaffen und meine Füsse waren wieder mal klatschnass. So ist es schwierig die Füsse zu schonen. Die müssen nun durchhalten.



Um 10:15 erreiche ich eine Hütte, die offen für Besucher steht. Mit Strom! Und Heizung!! Ich nutze die Gelegenheit mich auszuruhen, meine Socken und Schuhe zu trocknen und meine Elektronik wieder etwas aufzuladen. Bei Regen und Wolken ist nichts mit Solarpanel 😊 ich hatte nur noch für 2-3 Tage Strom.

Ich habe die letzten Tage viel innerlich durchgemacht. Am ersten Tag, die 3 Stunden Regen...Boa ey!! Es wäre so einfach, umkehren und mich wieder in den Zug setzen. Aber ich bin vorwärts gegangen, wenn auch zaghaft und misstrauisch. Die Wetterprognosen die weitere Tage Regen vorhersagten und die verdammte Kälte, ein riesiges, ominöses Hindernis, das mir Angst machte. Heute querfeldein zu müssen, das Moor zu durchqueren, es fühlt sich alles so unüberwindbar an, solange die "Tür hinter mir noch offen ist"!  Unterdessen ist die Tür weit entfernt, ich bin mitten drin. Die schlimmen Situationen werden sich nicht ändern, es sei denn ich gehe weiter. 
Und nach und nach fühle ich mich wohler dabei. Klar gibt es noch schlimme Zeiten, aber die gehen vorbei, solange man sich bewegt. Irgendwann kommt auch die Sonne wieder raus und dann sitze ich mollig warm und trocken irgendwo. Für die harten Phasen: Zähne zusammenbeissen und durch!!

13:30 die Hütte verlassen. 5,3 km bis zur nächsten. Die Landschaft wird anspruchsvoller. Das Wetter wurde besser, mehr Löcher in den Wolken. Die Sumpfgebiete sind alle prall mit Wasser vollgesogen. da durchzukommen ohne die Schuhe nass zu machen ist fast unmöglich. Irgendwann hab ich es aufgegeben: dann müssen die eben wieder trocknen. 



Dennoch war das Vorankommen schwer und mühsam: 3,5 Stunden hab ich fur die 5km gebraucht. 
Um 17 Uhr erreiche ich eine Hütte, mit Ofen, Koje und Tisch. Die nächste ist 3 Stunden entfernt. Ich bleibe, auch wenn ich nur wenig Strecke geschafft habe. Gut für die Füße und das Equipment zu trocknen. 



Es waren heute so viele Eindrücke, so viele Erlebnisse! Die Landschaft ist traumhaft. Kein eintöniger Wald, er ist wie ein Meer mit Inseln drin. Sümpfe und Felsbrocken von klein bis so groß wie ein Hochhaus! Uralte Bäume stehen neben jungen, keine 5 Minuten vergehen ohne dass sich die Stimmung ändert. Wahnsinn, deshalb bin ich hier draussen und sehe Dinge die man kaum erreichen kann.





Tag 2 - Durch den Regen gehts voran, 25,3 km

Heute war ein intensiver Tag. 11 Stunden war ich unterwegs, um die 25 km zu erreichen. 
Um 4 bin ich aufgewacht weil mir kalt war und mich bis 6 nicht getraut aus dem Schlafsack zu kommen. 4 Grad zeigte mein Handy.
Um 06:50 bin ich dann los. Vormittags blieb es weitgehend trocken und ich habe einige wunderschöne Plätze gesehen.

Früh morgens könnte ich den gegenüber liegenden Gipfel in der Sonne sehen, während unter uns im Tal alles in einer Wolke lag.



Die Landschaft ist traumhaft. Habe heute Biber, Störche, Kraniche und meinen ersten Rehbock gesehen 😊

Seit 12 regnet es aber...erst häufige Schauer und gegen Abend Dauerregen. Und die Hälfte der Strecke war Roadwalk, was anstrengend auf die Füße ist. 
 


Einigen Schauern könnte ich ausweichen, andere musste ich voll durch. Es war ein steter Wechsel heute, Regenklamotten anziehen und wieder ausziehen. Meine Socken sind meistens patschnass. 



Die Windschutzhütte wo ich eigentlich halt machen wollte, gab's nicht...da standen lauter private Häuser, also musste ich ein Stück weiter und mir ne ruhige Ecke für mein Zelt suchen.


Der Regen ist echt Schade. Darin macht wandern eher wenig spass. Die Momente zwischendurch sind dann wertvoll und die Tatsache dass man hinterher wieder trocken wird.  

Das soll  erst in 4 Tagen besser werden. Ich könnte mich einigeln, oder abbrechen, oder wo ich schon mal hier bin, kann ich auch einfach weiterlaufen.


Tag 1 - 12,1 km und klatschnass

Sehr erstaunt war ich diesmal über Flixbus, denn der Bus nach Stockholm war nach der 10-stündigen Reise auf die Minute genau pünktlich. Um 08:55 bin ich in Stockholm angekommen. Es ist kalt (heute morgen waren es 3 Grad!), grau und es regnet in Strömen.
Mit dem Zug geht es weiter 3 Stunden nach Smedjebacken, wo ich letztes Jahr meinen Trail beendet hatte. 

Um 13 uhr regnet es immer noch. In einer überdachten Bushaltestelle baue ich meinen Rucksack um, so dass alles was nicht nass werden darf geschützt ist. Nach einem dicken Bürger und einen letzten Blick auf den immer noch ungünstigen Wetterbericht laufe ich los.

Es dauert 3 Stunden bis ich von den Straßen runter bin und den Trail erreiche.



 Es giesst ohne Unterlass. Meine Regenjacke taugt nix mehr schon nach einer halben Stunde ist sie durch und meine Daunenjacke wird nass... Also musste ich sie ausziehen.



Ich pushe noch fast 2 Stunden weiter und um 18 Uhr finde eine Windschutzhütte!!! Hier bleibe ich. Meine Füsse schaffen heute sowieso nicht mehr viel und hier werde ich zumindest trocken und aus dem Wind schlafen.



Gott sei Dank. Ich war schön am verzweifeln: ich wollte nicht auch nachts vollgeregnet werden.
Morgen früh sollen es 4 Grad sein. Eine Verbesserung hehe 😊 erst gegen 13 Uhr klettert die Regenwahrscheinlichkeit auf 90% hoch, dann wird's wieder nass! 


Tag 0 - Die Reise beginnt

Immer wenn man entlegene Gebiete und unberührte Natur aufsucht, so muss man da erst mal hinkommen! 
Meine Reise startet am Nachmittag mit dem Einsteigen in den Flixbus nach Kopenhagen. 5 Stunden Fahrt. 
Das Wetter ist freundlich, die Sitze im Bus sind hart und für mich wie immer zu kurz, es gibt kein Platz um meinen Kopf anzulehnen.
Eineinhalb Stunden Wartezeit bis ein weiterer Flixbus mich nach 10 Stunden Fahrt nach Stockholm bringt. Und dann geht es 3 Stunden mit dem Zug nach Westen. Von da laufe ich dann los. Aber erst morgen. Heute schlafe ich trocken und warm (wahrscheinlich zum letzten mal...) im Bus. 

Frische Luft satt auf der Fährüberfahrt. 😊



19Kg im Rucksack ist zu schwer!

Ich habe an diesem Wochenende meine Ausrüstung fertig gepackt. Es ist zwar toll dass alles reingepasst hat (braver Rucksack) aber ich bin etwas irritiert: mein Rucksack ist viel zu schwer!!

Aber zum Packen:
Die letzten Male habe ich meine Ausrüstung gepackt indem ich alles auf eine Plane gelegt habe und dann aussortiert, was mitkommt und was nicht, bevor ich die Sachen im Rucksack verstaut habe. Das war immer eine "großflächige" Aktion, die den halben Garten beansprucht.
Dieses Mal habe ich meine Methode verändert: Ich habe zuerst mein Zelt aufgebaut (und gesäubert) und alles was ich habe einfach in einem Haufen vor das Zelt gelegt. Dann habe ich mich ins Zelt begeben und es mir darin gemütlich gemacht und nach und nach Dinge aus dem Haufen draußen ins Zelt genommen, die ich im Camp brauchen würde: Isomatte, Schlafsack, Klamotten und nach und nach alle Beutel nach innen genommen. Im Zelt selbst konnte ich dann jeden einzelnen Beutel auf Sinnhaftigkeit und Inhalt prüfen: Elektronik, Hygiene, Erste Hilfe, usw...

Das hat viel besser geklappt als die Jahre zuvor, setzt allerdings die Erfahrung voraus, die ich auf den letzten beiden Trips gesammelt habe, den so weiß ich was ich auf dem Trail brauche.

Dieses Jahr wollte ich mein Base-Weight reduzieren und daher den Deckel des Rucksacks (130g) und meine Regenhülle für den Rucksack (160g) weggelassen.

Essen habe ich wie immer eine Menge mit. Mein Resupply-Punkt erreiche ich erst nach 12 Tagen, also wollte ich für 12 Tage Essen mitnehmen. Das Essen wiegt nun 7 Kg und hält wahrscheinlich länger als 12 Tage...   aber beim Essen mache ich mir nicht so viel Sorgen mit dem Gewicht, denn erstens kann ich Dinge einfach wegwerfen oder eben aufessen.



Aber was mich überrascht hat dass mein Rucksack ohne Essen & Trinken (Base-Weight) bei 9,1Kg liegt. Den Base-weight zu reduzieren hat irgendwie nicht so richtig funktioniert.
Allerdings wird beim Nachmessen schnell deutlich wo das ganze Gewicht herkommt: 2 x Babywipes (180g), 2 x Gas zum Kochen (732g), Zigaretten (240g), und meine Flaschen wurden alle voll aufgefüllt: Seife, Mückenzeug, Hand-Sanitizer, Olivenöl, etc.... da kommt einiges zusammen.

Weil so, mit Essen und 3 Liter Wasser dabei wiegt mein Rucksack 19 Kg. Das wird definitiv schmerzhaft.

Hier ist der Link zu meiner Gepäck-Liste: Jetlag's Ausrüstung Schweden 2019

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