Mitten in der Nacht, wache ich auf von einem penetranten Geräusch. Ich kann es, verschlafen, nicht zuordnen. Ist da was an meinen Sachen? Raschelt der Wind in den Büschen, kommt das Gerausch von draussen? Ist es regen in den Bäumen um mich herum? Ich kann nix erkennen, ausser dass der Vollmond scheint. Das Geräusch ist laut, ich habe mit den Hacken auf den Boden, es wird still... Ich lausche noch ne Weile, während ich dem Mond zusehe und schlafe schließlich wieder ein.
Zwei Stunden später wache ich wieder auf, lautes Rascheln in Plastik! Meine Sachen!! Ich setzte mich auf und etwas flüchtet und rennt gegen meine Jacke. Jetzt bin ich wach, höre aber nix weiter. Das kommt davon, wenn man beim Schlafengehen seine Essenstüte nicht richtig zunächst und die Chipstüte offen liegen lässt.
Ich packe alles sauber ein und mache ein paar Fotos der mondbeschienenen Landschaft.
Morgens ist es sehr kalt. 4 Grad! Ich hab das Gefühl meine nase ist eingefroren. Die nassen Socken und Schuhe sind eisig, meine Füsse tun wegen der Kälte weh. Aufstehen, ausziehen, umziehen... Vor schlittern verschutte ich das Wasser für den Kaffee. Egal loslaufen, nur das hält mich warm.
Durch den Regen gestern ist wieder alles pitschnasse, jedes Mal wenn ich in einen Grasbüschel trete ist es als würde mir jemand ein eiskaltes Glas Wasser in den Schuh kippen.
Es wird den ganzen Tag nicht warm genug um nur im T-Shirt einzukaufen..doch lieber Handschuh. Einen halben Tag lang geht's durch landwirtschaftliche Landschaft und Bauernhöfe, raus aus dem Wald, exponiert und einem schneidenden, kalten Wind ausgesetzt.
Tapfer laufe ich immer weiter, über die endlosen Schotterstrassen bis ich am Abend tatsächlich Nyberget erreiche. Ich finde eine traumhaft gelegene Hütte am See, mache feuer und schlage mir den Bauch voll.
Nach einer Weile taucht ein Waldarbeiter auf, der Holz auffüllt für die Wanderern zur Verfügung gestellten Windschutzhütten. Ich hab endlich Gelegenheit mich zu bedanken dass Leute wie er entlang des Trails instandsetzen. Wir plaudern eine Weile. Er erzählt dass das Land ab jetzt sehr wild und bergig wird. Mit einem Blick über den Horizont meint er: " there is a LOT of Forest that way". Er fragt mich auch warum ich so lange Strecken laufe, was eine lange und komplizierte Antwort brachte. Er hatte Zeit 😀 Und er erzählt mir dass Franziska, eine deutsche die solo nordwärts unterwegs ist heute morgen von hier aufgebrochen ist, sie hatte die Nacht in seiner Herberge verbracht, hatte angerufen und gerufen "its raining like hell!"
Von Franziska weiss ich seit 4 Tagen. Die Einträge in den Gästebüchern und andere Wanderer haben von ihr erzählt. Sie war 3 Tage vor mir...und jetzt nur noch einen.
Der Sonnenuntergang ist zauberhaft, aber hier gibt es nicht Mal Signal für Telefon.
Übers Wandern, wie ich es empfinde. Ich mag outdoors.. über lange Zeiträume hinweg. Alles was man tun muss, ist vorwärts gehen, Schritt für Schritt. Und darüber hinaus gibt es den Bonus großer Strecken. Das ist Langstreckenwandern.
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