Tag 16 - Endpunkt erreicht mit 425 km - 28,1 km

Ich hab ziemlich gut geschlafen auf dem harten Holzboden der Windschutzhütte. Unterdessen habe ich meine Camp Routine.
Sehr früh aufgestanden, mir wieder den A abgefroren und 06:30 los.
Ich wollte heute durch pushen bis ans Ende: 28 km.

Mit Handschuhen und in Shorts ( gut dass mich keiner gesehen hat) bin ich den ersten großen Berg rauf. Ich hatte viel Energie und konnte selbst bergauf für 2 Stunden powern.




Oben angekommen, steht da ein Van mit einem älteren Ehepaar am frühstücken. Wie so meine Art ist, bleibe ich stehen und plaudere ein bisschen. Ich bekomme einen Kaffee (yay, free food) während der 83-jährige erzählt. Er sei vor 30 Jahren von Ost-Berlin nach Schweden gekommen. In 10 Minuten erzählt er mir seine Lebensgeschichte. Wie er nach dem Krieg Kartoffelschalen gegessen hatte um nicht zu verhungern, wie er mit einem Freund mit dem Fahrrad ost-Deutschland bereist ist und in der Villa eines Superintendenten essen und logis bekommen hatte....
Aber er erzählte mir auch von Beeren. Die Heidelbeeren sind ja unterdessen fester Bestandteil meiner Diät geworden, ich habe unterdessen 4 verschiedene blaue Beeren gegessen. Er meinte nun, die hellere, größere Blaubeere hieße Rauschbeere und solle in größeren Mengen Rausch und Halluzinationen hervorrufen! Oops, davon habe ich Unmengen gegessen, gab aber nix bemerkt.  Neben der Heidelbeere gibt es auch noch die Krähenbere, schwarz und rund und süß wie Weintrauben (oh ja). Die roten, Preiselbeeren sind roh eher bitter.

Als ich mich verabschiede drückt drückt er mir noch eine Dose Warsteiner in die Hand "für heute Abend", zwinkerte er mir zu.




Ich ziehe weiter durch den immer wilder erscheinenden Wald, an meinem letzten Tag. Ich hab's eilig und pushe, nehme mir aber auch Zeit anzuhalten, für einen Moment die Stimmung, den Geruch und die Tiefe des Waldes zu genießen. Ein weiterer Berg wird erklommen und oben treffe ich 2 alte Schweden. Sie gehen Preiselbeeren sammeln. Sie hätten schon 50 Liter letzte Woche gesammelt. Sie erzählt mir dass es im Oktober die Cranberries zu finden gibt. Man muss den ersten Frost abwarten und vor der Eröffnung der Elchjagd sammeln gehen. Danach, sagt sie, will man nicht im Wald sein.
Die Cranberries liegen auf dem Frist, unter ranken kleiner Blätter, glitzern die roten Beeren. Wie Juwelen suchen, meint sie kichernd.

Vor ein paar Tagen, als es regnen wollte traf ich eine ältere Schwedin, mit grober Regenhose, Blau-Weiß gestreifter Bluse und einem Korb auf dem Rücken (sic) sie erzählte, was alle Schweden kannten, wie vor Jahren eine Frau tot im Wald aufgefunden wurde. Ihr Mann wurde verhaftet, angeklagt seine Frau mit einer Gartenschere zerstückelt zu haben. Erst später fand dich, dass die Wunden Haare eines Elchs enthielten und der Mann unschuldig war. Elche können gefährlich sein.

Um kurz nach drei bin ich am Ziel, das Ende des Bergslagsleden in dem Dörfchen Kloten. 425 km sind geschafft, von Jönköping bis hier. 28,3 km Tagesdurchschnitt. Ich bin ganz benommen von dem Ergebnis.





Ursprünglich war der Plan, von hier die 2 Tage nach Smedjebacken zu laufen,bin einen zug nach Stockholm zu nehmen. Doch morgen früh soll es regnen, 2 Tage lang. Ich will nicht mehr im Regen laufen. Spontan entschied ich mich, ein Taxi zu bestellen, mir dem ich morgen in die nächste Stadt (Kopparberget) fahre,Bund von dort mit dem zug weiter. Dann irgendwie einen Platz im Flixbus bekommen und die Reise nach Deutschland unternehmen.
Ich weiß gerade Mal welcher Wochentag ist, Nachrichten aus Deutschland oder der Welt habe ich keine. Hoffentlich ist noch nicht der Krieg ausgebrochen oder wegen Corona alle Grenzen dicht oder so....
Erst Mal wieder reinkommen in das Leben in der Zivilisation.

3 Kommentare:

  1. Fantastische Leistung, Lars. Tolle Berichterstattung :-)
    LG Hans

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  2. Herzlichen Glückwunsch Lars, stolz auf dich :)
    LG
    Sharmi

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