Tag 4 - 3,1 Meilen, der Wintersturm

 Es war kalt bei mir oben auf dem Berg aber ich hatte mein Zelt so gut hinter einen Stein aufgebaut dass bei mir kein Wind war.

Ganz langsam bin ich um 7 los und fühle immer noch diese Schwäche, jede Anstrengung ist so schwierig. Meine Muskeln sind steif aber es scheint ein bisschen besser zu gehen.




Ich wollte wegen der Schneesturm-Warnung nur ein paar Meilen weiter nach Landers meadow campground, weil ich gelesen hatte dass es dort besser vor Wind geschützt sei. Kurz nach 9 war ich bereits da. Und dort stand eine große Gruppe Trucks mit etwa 25 Männern. Eine Kirchengruppe wie sich herausstellte, die mit Kids aber ohne Frauen ein Camping Wochenende machten. Die hatten alle erdenklichen Ausrüstung mitgebracht, sogar Generatoren für Strom.

Mit würde ein Frühstück angeboten: ein gut gewürzter Ei-basierter Mischmasch, mit Bacon vom Lagerfeuer, eingerollt in tortillas.

5 Stunden lang blieb das Wetter schön, kalter Wind aber wolkenlos.



Es sah partout nicht danach aus dass heute ein Wintereinbruch kommen sollte. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl ich hätte 8 oder 10 Meilen weiterlaufen sollen, und habe mit mir gerungen, sicherheitshalber dazubleiben. Der Ort war geschützt und es waren andere Menschen dort. Ich hatte hier etwas weniger Angst vor dem was kommen mochte.

Ich habe eine halbvolle Gaskartusche geschenkt bekommen und ein paar Haferflocken-päckchen.

Vorher blauer Himmel und um 14 Uhr kamen die ersten paar Wolken. Eine Stunde später ist die Temperatur von 16 auf 6 Grad gefallen. In dem Tannenwipfeln rauscht der Wind und es wird dunkler. Manchmal kommt ein kalter Lufthauch von oben, das mein Atem schlagartig weiß wird.

Die Hälfte der Gruppe ist abgefahren, aber einige bleiben hier, gut. Ich werde mich einfach ans Lagerfeuer dazustellen, ich kenne die kulturellen Spielregeln der USA nicht, ob das OK ist. Besonders willkommen fühle ich mich nicht.

Mein Zelt ist mit Felsen sturmfest gemacht, und ich werde die Seitenwände herunterziehen zum Schlafen. Das habe ich bisher nur einmal in Schweden gemacht, sonst immer offen geschlafen. Ich habe keine Ahnung wieviel Schnee kommen mag. Auf jeden Fall kommt heute mein Wasserfilter, Handy und Akku mit in den Schlafsack.

Und dann!!

Kommt einer um 17 Uhr mit seinem Truck ( Spitzname "Truck Norris") zurückgefahren und erzählt was er im Wetterbericht gerade gelesen hat, als er endlich Internet gefunden hatte: Schnee bis 15 cm, 90% Wahrscheinlichkeit, Temperaturen gehen in der Nacht runter auf -7°C mit wind-chill auf -15°C !!

Das glaube ich, ist wirklich gefährlich, besonders da mein Schlafsack nur bis ca 0° geht.

Alle anderen haben sofort entschieden, den Camp abzubrechen und nach Hause zu fahren. Die würden mich mitnehmen (Gott sei Dank).



Kurz darauf ging es auch schon an zu schneien.

Ich hatte die Wahl zwischen Lake Isabella ( mein Ursprungsort) oder Tehachipi (mein Etappenziel), und nur kurze Zeit zum Nachdenken.

Tehachipi ist es dann geworden. Mit dem Jeep aus dem Bergen runter in die Wüste, bei dunklen Wolken und Schneegestöber. 80 km und 3 Stunden später stehe ich an der Tankstelle an der Highway bei Tehachipi im Schneechaos. Einen frag ich die Frau von Subway, wie komme ich da hin wo ich eine Nacht verbringen könnte? Da meint ein Typ hinter mir "ich kann dich fahren" und der war ein Highway Patrol, ein Polizist.

Ich bin also mit so einem dicken, schwarz-weißen US Polizeiwagen mitgefahren (vorne, weil hinten war mein Rucksack), bis zum Hotel wo ich jetzt warm, trocken und sicher sitze!



Da hatte heute das Schicksal ganz komischen Humor.

Tja und ich bin in Tehachipi, 40 Meilen des trails habe ich damit übersprungen. Zum einen hab ich geschummelt, zum anderen spiele ich nach meinem eigenen Regeln und die dürfen bei Bedarf auch gebrochen werden.

Übrigens, ich habe mit mehreren Leuten darüber gesprochen und es scheint klarer: ich leider unter Symptomen der Höhenkrankheit!

Die Effekte die ich gespürt habe seien normal bei über 6000 Fuss,v wenn man das nicht gewohnt ist und brauchen einige Tage bis der Körper lernt mehr Sauerstoff zu verarbeiten. 

2 Kommentare:

  1. Offenbar hast du einen aufmerksamen Schutzengel - gut, dass die Kirchencamper dich mitgenommen haben!

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  2. Wow, abenteuerlich, gut, dass du Leute um dich rum hast! Das mit der Höhenkrankheit kenne ich, bei mir haben sich die Bäume angefangen, in Schlangenlinien zu bewegen 🤓
    Hoffentlich kommst du gut zurück auf den Track! Die Bilder sind alle super cool!!!

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