Tag 7 - der Exit-Point - 11 km

Der Wald ist triefend nass und es ist kalt bei 8 Grad als wir früh aufstehen. Kurzes frihstuck, ein Blick (sicher?), ein Nicken (ja). Wir packen, satteln auf und werden einen letzten Blick auf unser Zuhause-für-40-Stunden und laufen los. 
In voller Regen-Montour dauert es nicht lang und der Nieselregen wird deutlich stärker. 11 km plätschern wir schwatzend den berg runter, bis zu dem Cafe von vorher. 

Als würde man 3 Stunden lang unter der kalten Duschen stehen...daher gibt's auch keine Fotos - sorry

Wir sind die eigenen (triefnassen) Gäste. Der Bus nach Laxå wo der nächste Bahnhof ist, Fahrt nur mo-fr. Die Besitzerin hat Mitleid mit uns (wahrscheinlich eher von Clouds) und bietet an uns dahin zu fahren! Yay!!
Als wir ankommen steht da schon der Zug, 2 Minuten zur Abfahrt. Wir rennen mit unseren Backpacks in den zug und es geht los. 
Ich kann keine Fahrkarte mehr buchen weil alle Plätze für den Rest des Tages ausgebucht sind (Corona-Effekt). Der Schaffner weiss das und geht uns aus dem Weg, wir fahren umsonst mit (yay!)

Dann in Karlsborg erfahren wir, Taxis gibt's nur von mo-fr !!? Ein kurdischer Pizzeria-Besitzer Fahrt uns die 16 km zu dem Dorf Granvik, wo mein Auto steht, für einen Preis. (Ja da kommt dann die Gerechtigkeit ins Spiel).

In Granvik bleiben wir und schlafen in der Herberge...unglaublich federnde Betten, eine heisse Dusche und nette Leute. Morgen treten wir dann die Rückreise mit dem Auto an.

Wir sind etwas enttäuscht, denn wir wollten den trail gerne gegangen sein. Wir sind uns aber auch einig: all das was sie gelernt hat, besonders den Mut, die Kraft und der Erfolg 7 Tage "unsupported" durch die schwedische Wildnis zu krakseln, kann ihr keiner nehmen oder nachmachen. Ich bin stolz auf sie.




Tag 6 - harte Entscheidung - zero-day 0 km

Die Strecken die wir laufen sind immer kürzer, die Anstrengung hört nicht auf. Energie-level und Motivation sinken hand-in-hand.
Für Clouds ist die Anstrengung höher als sie erwartet hat. Dass kein Ende in Sicht ist, befreit nicht ausreichend sondern befremdet und frustriert eher. Die comfort-Zone zu verlassen wird schlimm. Dass die ungemütlichkeit nicht zu überwinden ist verbündet sich mit dem inneren Schweinehund und wird zum unbesiegbaren Hindernis. Blocked, festgefahren wir gehen nicht weiter.

Der Wetterbericht zeigt 3 Tage lang Starken Dauerregen. Die Vorstellung so lange patschnass mit triefendem Zelt und nassen Socken weiterzuziehen schreckt ab. Wir entscheiden den Regentag in dem Windschutz zu bleiben. Wir Igeln uns ein und ein ganzer Tag vergeht an einem Flecken. 
Wir reden viel, essen viel und treffen die harte Entscheidung: es reicht, wir nehmen den nächsten Exit-Point und fahren nach Hause. 

Während wir die Windschutzhütte verlagern treffen wir interessante Leute, und jeder hat eine andere Geschichte: Daisy der Logistik-Experte, der mit Auto, Rad und kayak ein Verfahren entwickelt hat wie er alle 3 in bestimmter Sequenz einsetzt und so regelmäßig seine Fitness-Rundtour macht. Da ist der Hippie mit barfuß-Schuhen der die nächsten 3 Monate hier draussen verbringen will. Da sind Tageswanderer und thruhiker. Angeblich ist durch Corona eine Massenwanderung der Schweden in die Wälder geschehen was zu einer unnormalen Abwesenheit von Tieren führt....



Als wir in unsere Schlafsäcke kriechen sind wir froh ein festes, nicht wackelndes Dach über dem Kopf zu haben aber auch traurig denn es ist unsere letzte Nacht in diesem majestätischen, tiefen Wald.

Tag 5 - Schlangen und kalter Wind - 13 km

 Da wir an einem langweiligen Strassenrand gecampt hatten, ging das einpacken und starten heute schneller (45 min) . Ein starker Wind und nur selten Mal Sonne hat uns heute den ganzen Tag begleitet. Es war dauerhaft fast zu kalt. Ein zu langsames Tempo führte dazu dass wir auch nicht richtig warm wurden. 10 bis 15 Grad haben wir bloß.
Der Wetterbericht zeigt 2-3 Tage Dauerregen! Wir wissen nicht genau was wir tun sollen. Die ersten 5 Tage waren wir nicht schnell / stark genug, die Strecken immer zu kurz. Anstrengung und Schmerzen waren stets Grund frühzeitig das Camp aufzuschlagen. Das kostet uns wahrscheinlich die Fähigkeit den trail zu vollenden. Dabei wollen wir es gerne, aber fürchten uns davor 20-25 km pro Tag durchzukeulen. Der ganze Regen demotiviert zusätzlich.

Wir haben heute nach 1,5 Stunden ein Cafe gefunden wo wir für 20 euro 1 Kaffee,v1 Cola und 4 belegte Brötchen verzehrt haben. Meine Powerbank steckte 1 Stunde an der Steckdose und den Rest des Tages am Solarpanel.....das reicht nicht, ich hab vielleicht noch 20 Prozent Strom....da muss ich bald das blogschreiben absetzen. Ich brauche den Strom für Navigation und Notfall.



Die Wälder die wir belaufen sind immer massiver, und wilder. Es ist erstaunlich wie vielseitig unberührter Naturwald sein kann. Die Stimmung, Gerüche und Farben ändern sich die ganze Zeit. 



Nach dem Cafe sind wir noch 4 Stunden langsam gelaufen...13 km haben wir insgesamt geschafft. Neben ein paar kleineren ist uns heute eine grosse Schwarzgeld schlange begegnet, die mindestens ein Meter lang war!  Seit 15 Uhr sind wir bei einem shelter tief im Wald an einem Bach und einer Natur-Quelle. Der Wind ist bitter kalt und heute Nacht startet der Regen. Aber erstmal sind wir geschützt und trocken. Mal sehen was der Tag morgen bringt...



Tag 4 - tiefer in die Wildnis rein - 19 km

Es dauert etwa 3 Stunden zwischen aufwachen und loslaufen....definitiv noch verbesserungswürdig.
Ein starker kalter Wind hat uns heute den ganzen Weg begleitet. Derselbe hat aber auch die regenwolken zerschnitten und wir hatten des öfteren Sonnenschein.



Man trifft nur hin und wieder Mal jemanden, die meiste Zeit sind wir allein.der Wald wird wilder, die Landschaft hügeliger. Die Natur um uns herum ist so riesig und so unberührt, der Wald zeigt sich alle 15 min vollkommen anders. Es ist sehr schön.



Wir haben langsam einen besseren Rhythmus gefunden und laufen länger und weiter. Gut. Nachmittags sehen wir am Pfadrand eine Kilo-Tüte Nudeln, Bohnen und eine Dose köttbullar. Der Rest ist alt und angefressen, aber die Dose nehmen wir mit ! Free food !!
Es gibt kartoffelpuree mit köttbullar zum Mittagessen und nach der 2 Stundigen Pause ziehen wir weiter. 


Bis zum Etappenziel schaffen wir es nicht ganz und schlagen unser zelt bei Regen am Wegrand auf. Das Tacho zeigt 19 km. Nicht schlecht

Tag 3 - "Nearo" - 7 km

Was ist ein "Nearo"? Ein near-zero, wobei ein Zero ein Tag ist wo man nicht läuft...beim Nearo läuft man nur einen halben Tag und nutzt den Rest um sich auszuruhen.

Mein Schlaf war etwas ungemütlich, da ich eine Wurzelknolle genau unter der Schulter hatte. Zum Glück war die Nacht sonst ruhig, keine Überschwemmung, keine Mücken im Zelt. 

Es war schwer Clouds aus dem Zelt zu kriegen, der Schlafsack war kuschelig warm und draussen feucht und kalt. Also wieder später los. 

Der Wetterbericht warnte vor starkem Regen ab 14 Uhr und das eigentliche Ziel 18 km entfernt. Wir hatten definitiv keine Lust wieder im triefende nass zu laufen und bei den 2 kmh durchnitt, die wir hinbekommen wäre das wieder eine ziemliche Qual.

Also entschieden wir heute nur eine kurze Strecke zu laufen und waren kurz vor 2 an einem schönen großen See. Unser zelt steht der Regen kann kommen.



Von 16 bis 18 Uhr haben wir uns verkrochen und zu zweit im zelt gequatscht und gealbert und Essen gekocht. Die ersten Anzeichen von Hiker-Hunger machen sich bemerkbar: Snickers schmecken plötzlich wunderbar.
Auch kommen wir gut voran, brauchen nicht so oft Pausen. 

So sind wir heute nur 7 km gelaufen. Und mit der Entscheidung haben wir auch akzeptiert dass wir die ganze Strecke des trails vielleicht nicht schaffen. So eine Reise muss immer auch ein Gleichgewicht zwischen Leistung und Spass sein, besonders da es für Clouds der erste thruhike ist. 

So Geniessen wir heute einen ruhigen, erholsamem und  etwas zu kühlen Nachmittag, bei Lagerfeuer und Studentenfutter. 
Ab morgen sollen endlich ein paar Tage ohne Regen kommen.

Die Meistgeklickten