Tag 9 - Bienen-Attacke im Trollwald - 29 km

Es war so bitterkalt heute morgen, das war widerlich. Zusammengekühlt lag ich im Morgengrauen in meinem Schlafsack und rieb mir die Schenkel. 5 Grad zeigte mein Thermometer. Nützt ja nix, sagte ich mir und hab mich Schlittens angezogen und schnell eingepackt. Meine Füsse schmerzten wegen der kalten Schuhe und ich habe meine Fleece-Mütze arg vermisst.
Überhaupt hat sich der Tag heute angestengt 15 Grad zu erreichen und hat es kaum geschafft. Die meiste Zeit bin ich mit meiner Fleecejacke gehiked.
 Nach ein paar Stunden erreicht ich die Gegend, die hier "Trollwald" genannt wird. Wie bei der Eiskönigin, die Freunde des blonden. Der ganze Berghang übersät von kugelrunden Felsen, die meisten grün mit Moos. Und plötzlich bewegt sich einer und guckt dich an...das war spannend und seltsam wie auf einem anderen Planeten.



Ansonsten es sich gelohnt dass ich mich so getrieben habe (ich tue es immer noch) mein Körper hat eine Kraft entwickelt, wo ich vor ein paar Jahren nie geglaubt hätte, dass ich sie hab. Die Beine können pumpen und pumpen ohne Ende, der Oberkörper steuert die Balance und die Füsse,vtja die armen, die müssen austarieren und den Schlag entgegennehmen. Es sind auch immer die Füsse die als erste aufgeben und meinen hike jeden Tag beenden, wenn ich an ihnen nur noch Schmerzen empfinde. Glühend und pochend spüre ich an den Füssen nix anderes mehr, als würde ich auf blutigen Stümpfen laufen. ( Klingt viel schlimmer als es ist, jeder hiker kennt das)



Da laufe ich vor mich hin in einem dunklen feuchten Waldstück und es kommt so eine Planke über einem Schlammloch. In dem Moment wo ich auf die Planke trete, spüre ich einen scharfen brennende Schmerz an der Wade. Ein kurzer blickt zeigt nichts, eine Bremse vielleicht? Beim nächsten Schritt zwei weitere brennende Schmerzen an Fussgelenk und der anderen Wade. Jetzt sehe ich die Biene, die sich krümmt und höre auch das zornige vielstimmigen Dünen hinter mir..ich renne los um Abstand zu gewinnen und bin erst Mal sicher raus. Da hab ich wohl ein Bienennest gestört, das irgendwie mit der Planke in Verbindung war. Zum Glück bin ich nicht allergisch, aber etwa 2 Stunden lang brannten die leicht geschwollenen Stiche. Interessantes Erlebnis.

Sonst bin ich den ganzen Tag gehiked. Und es war eine Freude, dem Trail zu folgen, wie ein Zug (Güterzug!) auf einer Schiene: auf ab, Kurve links, rechts, während die Landschaft an mir vorbei gleitet. Ich hab ja den letzten Sommertag gejagt, aber der Zug ist abgefahren! Der Boden ist bedeckt mit gelben blättern, Farbe und Gräser haben ihr Mission erledigt und sind ausgebrannt und fãrben alles goldgelb.

Heute war auch ein Tag intensiver Selbstgespräche ( gut dass ich heute nicht einen Menschen gesehen habe) und ich habe vieles durchgekaut. Eher metaphysische Themen wie Würde, Arroganz und Freundschaft
aber auch konkret könnte ich meine Liebe zu meinem Berufsbild erneuern, aus dem ich ja rezent gekickt wurde.

29 Kilometer bis Sixtorp, wo ich nun direkt auf der Wiese zum Badestrand mein Zelt stehen habe. Ein Kilometer vor dem Ziel treffe ich auf eine Gruppe am Lagerfeuer: ein Pärchen und die Eltern. Sie (und die Eltern) aus Rom, am chillen/grillen gr Seeufer. Wir kommen und Gespräch und mir wird eine Bratwurst, Kartoffelsalat und Bier gegeben, während wir uns Geschichten erzählen. Solche spontanen Begegnungen und die herzliche Reaktion der Menschen sind es die jede Wanderung einzigartig machen! Die meisten behandeln einen Wanderer/Reisenden sehr gut, und geben ohne Hemmungen ab was die entbehren können. Die fühlen sich wohl dabei und ich natürlich auch. Denn so hab ich wunderbare Menschen kennengelernt und mein Bauch füllen können. So hält mein essen noch einen Tag länger.

1 Kommentar:

  1. Ich vermisse deine Geschichten wirklich, wenn du auf dem Trail sehr nette Leute triffst. Ich wünsche Ihnen gute Zeiten ohne Regen und Kälte, aber in der HH regnet es viel.

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