Ich hab ziemlich gut geschlafen auf dem harten Holzboden der Windschutzhütte. Unterdessen habe ich meine Camp Routine.
Sehr früh aufgestanden, mir wieder den A abgefroren und 06:30 los.
Ich wollte heute durch pushen bis ans Ende: 28 km.
Mit Handschuhen und in Shorts ( gut dass mich keiner gesehen hat) bin ich den ersten großen Berg rauf. Ich hatte viel Energie und konnte selbst bergauf für 2 Stunden powern.
Oben angekommen, steht da ein Van mit einem älteren Ehepaar am frühstücken. Wie so meine Art ist, bleibe ich stehen und plaudere ein bisschen. Ich bekomme einen Kaffee (yay, free food) während der 83-jährige erzählt. Er sei vor 30 Jahren von Ost-Berlin nach Schweden gekommen. In 10 Minuten erzählt er mir seine Lebensgeschichte. Wie er nach dem Krieg Kartoffelschalen gegessen hatte um nicht zu verhungern, wie er mit einem Freund mit dem Fahrrad ost-Deutschland bereist ist und in der Villa eines Superintendenten essen und logis bekommen hatte....
Aber er erzählte mir auch von Beeren. Die Heidelbeeren sind ja unterdessen fester Bestandteil meiner Diät geworden, ich habe unterdessen 4 verschiedene blaue Beeren gegessen. Er meinte nun, die hellere, größere Blaubeere hieße Rauschbeere und solle in größeren Mengen Rausch und Halluzinationen hervorrufen! Oops, davon habe ich Unmengen gegessen, gab aber nix bemerkt. Neben der Heidelbeere gibt es auch noch die Krähenbere, schwarz und rund und süß wie Weintrauben (oh ja). Die roten, Preiselbeeren sind roh eher bitter.
Als ich mich verabschiede drückt drückt er mir noch eine Dose Warsteiner in die Hand "für heute Abend", zwinkerte er mir zu.
Ich ziehe weiter durch den immer wilder erscheinenden Wald, an meinem letzten Tag. Ich hab's eilig und pushe, nehme mir aber auch Zeit anzuhalten, für einen Moment die Stimmung, den Geruch und die Tiefe des Waldes zu genießen. Ein weiterer Berg wird erklommen und oben treffe ich 2 alte Schweden. Sie gehen Preiselbeeren sammeln. Sie hätten schon 50 Liter letzte Woche gesammelt. Sie erzählt mir dass es im Oktober die Cranberries zu finden gibt. Man muss den ersten Frost abwarten und vor der Eröffnung der Elchjagd sammeln gehen. Danach, sagt sie, will man nicht im Wald sein.
Die Cranberries liegen auf dem Frist, unter ranken kleiner Blätter, glitzern die roten Beeren. Wie Juwelen suchen, meint sie kichernd.
Vor ein paar Tagen, als es regnen wollte traf ich eine ältere Schwedin, mit grober Regenhose, Blau-Weiß gestreifter Bluse und einem Korb auf dem Rücken (sic) sie erzählte, was alle Schweden kannten, wie vor Jahren eine Frau tot im Wald aufgefunden wurde. Ihr Mann wurde verhaftet, angeklagt seine Frau mit einer Gartenschere zerstückelt zu haben. Erst später fand dich, dass die Wunden Haare eines Elchs enthielten und der Mann unschuldig war. Elche können gefährlich sein.
Um kurz nach drei bin ich am Ziel, das Ende des Bergslagsleden in dem Dörfchen Kloten. 425 km sind geschafft, von Jönköping bis hier. 28,3 km Tagesdurchschnitt. Ich bin ganz benommen von dem Ergebnis.
Ursprünglich war der Plan, von hier die 2 Tage nach Smedjebacken zu laufen,bin einen zug nach Stockholm zu nehmen. Doch morgen früh soll es regnen, 2 Tage lang. Ich will nicht mehr im Regen laufen. Spontan entschied ich mich, ein Taxi zu bestellen, mir dem ich morgen in die nächste Stadt (Kopparberget) fahre,Bund von dort mit dem zug weiter. Dann irgendwie einen Platz im Flixbus bekommen und die Reise nach Deutschland unternehmen.
Ich weiß gerade Mal welcher Wochentag ist, Nachrichten aus Deutschland oder der Welt habe ich keine. Hoffentlich ist noch nicht der Krieg ausgebrochen oder wegen Corona alle Grenzen dicht oder so....
Erst Mal wieder reinkommen in das Leben in der Zivilisation.
Übers Wandern, wie ich es empfinde. Ich mag outdoors.. über lange Zeiträume hinweg. Alles was man tun muss, ist vorwärts gehen, Schritt für Schritt. Und darüber hinaus gibt es den Bonus großer Strecken. Das ist Langstreckenwandern.
Tag 15 - die Tiefe der Wälder und Berge - 30 km
Dieser Camp war der bisher schönste. Normalerweise sehen die Camp-Spots am nächsten Morgen gar nicht mehr so hübsch aus wie am Abend zuvor. Aber dieser ist selbst bei Tagesanbruch wunderschön.
Langer und anstrengender Tag. Es geht hoch die Berge, die Anstiege sind lang und hart. Man braucht viel Geduld mit sich selbst und viel Puste.
Die Berge haben unterdessen um die 500 Meter Höhe, dafür ist die Aussicht super.
Wenn ich laufe, kann ich die vorderen Bäume ausblenden und die Tiefe dahinter spüren. Auf den Fotos lässt sich das nicht erkennen.
Es ist warm heute, in der Sonne und windstill ist es gerade bei Anstieg richtig Heiss. In Shorts und T-Shirt bin ich schweißnass.
Meine Socken sind noch nass, und sie und die Schuhe fangen ziemlich an zu stinken. Ich schleppe mich nach Uskavi dem Etappenziel, doch da ist nichts...die Anlage mit Cafe Restaurant, Minigolf, camping usw verlassen.
Zwischenzeitlich denke ich die Strecke von 60 km bis zum Ende des Bergslagsleden (Kloten) nicht in zwei sondern in 3 Tagen zu machen und nach 20 km in Stjärnfors zu übernachten. Doch als ich da ankomme, ist alles geschlossen.
Auf dem Trail habe ich heute in den 10 Stunden hiken niemanden gesehen.
Gezwungenermaßen geht es weiter, ich muss noch 10 km, das sind für mich 3 Stunden. Puh...und noch einen Berg hoch! Na klar, her damit.
Zwischendurch erreiche ich meine Grenze und tue was bei dieser Art wandern so toll ist: ich lege mich einfach hin, mitten auf den Pfad und koche mir eine doppelte Portion Gulasch-Nudeln.
Jetzt finde ich auch heraus was neulichs nachts da so geraschelt hat: etwas hat meine Walnuss-Ziplocktüte angebissen, ein Loch rein und hat von meinen Walnüssen genascht!! IN meiner Frühstückstüte drin. Dreist!! Und so wie die Jacke sich bewegt hat, muss es Recht groß gewesen sein, vielleicht eine Ratte. Ich hab trotzdem heute weiter von den Walnüssen gegessen. Es zeigt sich: die haben einfach den höchsten Wert an Kalorien!!
Ich bin stolz als ich nach 10 Stunden den Campspot bei 30 km erreiche. Ich gehe nicht weiter. Ich mache ein Feuer (eher zur Gesellschaft und Stimmung als zum Kochen) und koche mir eine grosse Portion schinken-Nudeln mit Käse. Ich hab heute schon so viel gegessen wie anfangs in 3 Tagen...und ich hab immer noch Hunger.
Vielleicht erreiche ich morgen Kloten und mit Glück (wenn es nicht auch geschlossen hat) kann ich dort ein Zimmer haben. Und vielleicht schaffe ich es morgen Franziska einzuholen 😁
Langer und anstrengender Tag. Es geht hoch die Berge, die Anstiege sind lang und hart. Man braucht viel Geduld mit sich selbst und viel Puste.
Die Berge haben unterdessen um die 500 Meter Höhe, dafür ist die Aussicht super.
Wenn ich laufe, kann ich die vorderen Bäume ausblenden und die Tiefe dahinter spüren. Auf den Fotos lässt sich das nicht erkennen.
Es ist warm heute, in der Sonne und windstill ist es gerade bei Anstieg richtig Heiss. In Shorts und T-Shirt bin ich schweißnass.
Meine Socken sind noch nass, und sie und die Schuhe fangen ziemlich an zu stinken. Ich schleppe mich nach Uskavi dem Etappenziel, doch da ist nichts...die Anlage mit Cafe Restaurant, Minigolf, camping usw verlassen.
Zwischenzeitlich denke ich die Strecke von 60 km bis zum Ende des Bergslagsleden (Kloten) nicht in zwei sondern in 3 Tagen zu machen und nach 20 km in Stjärnfors zu übernachten. Doch als ich da ankomme, ist alles geschlossen.
Auf dem Trail habe ich heute in den 10 Stunden hiken niemanden gesehen.
Gezwungenermaßen geht es weiter, ich muss noch 10 km, das sind für mich 3 Stunden. Puh...und noch einen Berg hoch! Na klar, her damit.
Zwischendurch erreiche ich meine Grenze und tue was bei dieser Art wandern so toll ist: ich lege mich einfach hin, mitten auf den Pfad und koche mir eine doppelte Portion Gulasch-Nudeln.
Jetzt finde ich auch heraus was neulichs nachts da so geraschelt hat: etwas hat meine Walnuss-Ziplocktüte angebissen, ein Loch rein und hat von meinen Walnüssen genascht!! IN meiner Frühstückstüte drin. Dreist!! Und so wie die Jacke sich bewegt hat, muss es Recht groß gewesen sein, vielleicht eine Ratte. Ich hab trotzdem heute weiter von den Walnüssen gegessen. Es zeigt sich: die haben einfach den höchsten Wert an Kalorien!!
Ich bin stolz als ich nach 10 Stunden den Campspot bei 30 km erreiche. Ich gehe nicht weiter. Ich mache ein Feuer (eher zur Gesellschaft und Stimmung als zum Kochen) und koche mir eine grosse Portion schinken-Nudeln mit Käse. Ich hab heute schon so viel gegessen wie anfangs in 3 Tagen...und ich hab immer noch Hunger.
Vielleicht erreiche ich morgen Kloten und mit Glück (wenn es nicht auch geschlossen hat) kann ich dort ein Zimmer haben. Und vielleicht schaffe ich es morgen Franziska einzuholen 😁
Tag 14 - Walnussratten - 34,8 km
Mitten in der Nacht, wache ich auf von einem penetranten Geräusch. Ich kann es, verschlafen, nicht zuordnen. Ist da was an meinen Sachen? Raschelt der Wind in den Büschen, kommt das Gerausch von draussen? Ist es regen in den Bäumen um mich herum? Ich kann nix erkennen, ausser dass der Vollmond scheint. Das Geräusch ist laut, ich habe mit den Hacken auf den Boden, es wird still... Ich lausche noch ne Weile, während ich dem Mond zusehe und schlafe schließlich wieder ein.
Zwei Stunden später wache ich wieder auf, lautes Rascheln in Plastik! Meine Sachen!! Ich setzte mich auf und etwas flüchtet und rennt gegen meine Jacke. Jetzt bin ich wach, höre aber nix weiter. Das kommt davon, wenn man beim Schlafengehen seine Essenstüte nicht richtig zunächst und die Chipstüte offen liegen lässt.
Ich packe alles sauber ein und mache ein paar Fotos der mondbeschienenen Landschaft.
Morgens ist es sehr kalt. 4 Grad! Ich hab das Gefühl meine nase ist eingefroren. Die nassen Socken und Schuhe sind eisig, meine Füsse tun wegen der Kälte weh. Aufstehen, ausziehen, umziehen... Vor schlittern verschutte ich das Wasser für den Kaffee. Egal loslaufen, nur das hält mich warm.
Durch den Regen gestern ist wieder alles pitschnasse, jedes Mal wenn ich in einen Grasbüschel trete ist es als würde mir jemand ein eiskaltes Glas Wasser in den Schuh kippen.
Es wird den ganzen Tag nicht warm genug um nur im T-Shirt einzukaufen..doch lieber Handschuh. Einen halben Tag lang geht's durch landwirtschaftliche Landschaft und Bauernhöfe, raus aus dem Wald, exponiert und einem schneidenden, kalten Wind ausgesetzt.
Tapfer laufe ich immer weiter, über die endlosen Schotterstrassen bis ich am Abend tatsächlich Nyberget erreiche. Ich finde eine traumhaft gelegene Hütte am See, mache feuer und schlage mir den Bauch voll.
Nach einer Weile taucht ein Waldarbeiter auf, der Holz auffüllt für die Wanderern zur Verfügung gestellten Windschutzhütten. Ich hab endlich Gelegenheit mich zu bedanken dass Leute wie er entlang des Trails instandsetzen. Wir plaudern eine Weile. Er erzählt dass das Land ab jetzt sehr wild und bergig wird. Mit einem Blick über den Horizont meint er: " there is a LOT of Forest that way". Er fragt mich auch warum ich so lange Strecken laufe, was eine lange und komplizierte Antwort brachte. Er hatte Zeit 😀 Und er erzählt mir dass Franziska, eine deutsche die solo nordwärts unterwegs ist heute morgen von hier aufgebrochen ist, sie hatte die Nacht in seiner Herberge verbracht, hatte angerufen und gerufen "its raining like hell!"
Von Franziska weiss ich seit 4 Tagen. Die Einträge in den Gästebüchern und andere Wanderer haben von ihr erzählt. Sie war 3 Tage vor mir...und jetzt nur noch einen.
Der Sonnenuntergang ist zauberhaft, aber hier gibt es nicht Mal Signal für Telefon.
Zwei Stunden später wache ich wieder auf, lautes Rascheln in Plastik! Meine Sachen!! Ich setzte mich auf und etwas flüchtet und rennt gegen meine Jacke. Jetzt bin ich wach, höre aber nix weiter. Das kommt davon, wenn man beim Schlafengehen seine Essenstüte nicht richtig zunächst und die Chipstüte offen liegen lässt.
Ich packe alles sauber ein und mache ein paar Fotos der mondbeschienenen Landschaft.
Morgens ist es sehr kalt. 4 Grad! Ich hab das Gefühl meine nase ist eingefroren. Die nassen Socken und Schuhe sind eisig, meine Füsse tun wegen der Kälte weh. Aufstehen, ausziehen, umziehen... Vor schlittern verschutte ich das Wasser für den Kaffee. Egal loslaufen, nur das hält mich warm.
Durch den Regen gestern ist wieder alles pitschnasse, jedes Mal wenn ich in einen Grasbüschel trete ist es als würde mir jemand ein eiskaltes Glas Wasser in den Schuh kippen.
Es wird den ganzen Tag nicht warm genug um nur im T-Shirt einzukaufen..doch lieber Handschuh. Einen halben Tag lang geht's durch landwirtschaftliche Landschaft und Bauernhöfe, raus aus dem Wald, exponiert und einem schneidenden, kalten Wind ausgesetzt.
Tapfer laufe ich immer weiter, über die endlosen Schotterstrassen bis ich am Abend tatsächlich Nyberget erreiche. Ich finde eine traumhaft gelegene Hütte am See, mache feuer und schlage mir den Bauch voll.
Nach einer Weile taucht ein Waldarbeiter auf, der Holz auffüllt für die Wanderern zur Verfügung gestellten Windschutzhütten. Ich hab endlich Gelegenheit mich zu bedanken dass Leute wie er entlang des Trails instandsetzen. Wir plaudern eine Weile. Er erzählt dass das Land ab jetzt sehr wild und bergig wird. Mit einem Blick über den Horizont meint er: " there is a LOT of Forest that way". Er fragt mich auch warum ich so lange Strecken laufe, was eine lange und komplizierte Antwort brachte. Er hatte Zeit 😀 Und er erzählt mir dass Franziska, eine deutsche die solo nordwärts unterwegs ist heute morgen von hier aufgebrochen ist, sie hatte die Nacht in seiner Herberge verbracht, hatte angerufen und gerufen "its raining like hell!"
Von Franziska weiss ich seit 4 Tagen. Die Einträge in den Gästebüchern und andere Wanderer haben von ihr erzählt. Sie war 3 Tage vor mir...und jetzt nur noch einen.
Der Sonnenuntergang ist zauberhaft, aber hier gibt es nicht Mal Signal für Telefon.
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