Tag 20 & 21 - Ruhe- und Wartetage im Khan - 0 km

 Ich verbringe die letzten Tage vor Abreise im Khan Shkedi, einem besonderen Ort mit einen einzigartigen, guten Flair.

Der Khan ist hübsch dekoriert und urgemütlich, die Umgebung darum sehr "wüstenartig". Ich bin froh dass ich durch Zufall hier gelandet bin, anstatt einer größeren Stadt oder in der Metropole Tel Aviv. Ja, es wäre näher an Flughafen und die Rückreise damit sicherer, aber hier ist es schön und ich bin noch in der Wüste.




Es kann immer noch sein dass der Regen der letzten Tage doch noch in diesem Wadi landet und morgen früh bei Abfahrt die Straße gesperrt ist, aber es sieht nicht so aus. 50 km weiter nördlich in Ein Bokek, wo ich eigentlich hin wollte, ist die Straße überspült und zu, die Touristen dort gestrandet. 



Die paar Gäste hier sind gut drauf und sind Menschen mit interessanten Geschichten. Besonders mit Ron, einem jungen Israeli und auch Shvil-hiker, habe ich viele Stunden geredet. Er hat mir sehr viel Einsicht gebracht in die israelische Gesellschaft, Kultur und Sprache. Trotz seiner jungen Jahre ist er ein Denker, ein Künstler mit starkem Bewusstsein, der sich weigert Scheuklappen aufzusetzen, wie viele andere es tun.

Er sprach heute davon, wie er während dem hiken einen ganzen Tag lang über das perfekte Rezept für Humus nachgedacht hat, was ihm prompt den trail-name "Humus Master" eingebracht hat.

Ich tue hier nicht viel, genau wie geplant. Es tut mir, meinem Körper und meinen Blasen gut, zu ruhen, viel zu essen und den Wolken zuschauen, wie die vorbei ziehen. 

Nach all der extremen Anstrengung der letzten Wochen, jeden Tag, ist die Gelegenheit gut, einfach Mal abzuschalten und runterzukommen.


Dieser trail war das verrückteste und anstrengendste, was ich je gemacht habe. Ich kann es immer noch nicht ganz fassen, das ich es geschafft habe, dass ich die Wüste Negev zu Fuß erfolgreich durchquert habe, dass ich 425 km in der Hitze über zig Berge geklettert bin auf einem der schwierigsten trails der Welt. Mich hat dieses Bewusstsein heute morgen so ergriffen, dass ich geheult habe vor Erleichterung, vor Freude, vor Stolz und vor dem Gefühl, diese Strapazen überstanden und es erfolgreich geschafft zu haben. Die anderen dachten, es sei was schlimmes passiert, aber ich konnte nur heulen und nicht aufhören. 

Nach den 3 Wochen, habe ich die Wüste intimst kennengelernt, bis zu dem Punkt wo ich mich darin zu Hause fühlen konnte. Blut Schweiß und Tränen von mir sind im Wüstensand gelandet. Ich habe in diesem Wüstenland gegessen, gelegen, geschlafen bis ich mich darin wohl fühlte. Die Wüste gehört nun mir, denn dies ist mein Planet und ich habe ein Recht darauf, hier zu sein. 


Am Anfang der Reise hatte ich gesagt es fällt mir schwer, diese tote, sonnengebackene, ausgeglühte und öde Landschaft "schön" zu finden, alles schien feindlich. Unterdessen sehe ich die Schönheit, in den skurrilen Felsformationen, den Lichtspielen auf dem Bergen, den Farben des Sandes und der Sonnenauf- und - Untergängen, in jedem Strauch, jeder Blume und jedem Akazienbaum. Meine wunderschöne Wüste.


Tag 19 - durch den Krater und zum Exit-point - 35 km

 Es geht morgens früh an den Kraterrand, etwa 6 km. Ich bin etwas melancholisch, wo heute mein letzter hiking Tag ist, aber das Adrenalin beim Abstieg brachte mein Herz nicht nur wegen der Anstrengung zum pumpen.



Der Makhtesh Katan, der "kleine" Krater, 300 m tief, 10 km breit, an Rand stehend kann man auf der anderen Seite den "Devils mouth Gap" sehen, den Bruch im Krater, wo ich wieder raus will. Der Wanderweg kippt einfach über den Rand hinweg in die Tiefe.





Der Abstieg ist haarsträubend, jeder Schritt muss sicher und stabil sein. (Ich bin trotzdem ausgerutscht auf so einem "Murmel-Feld", wie ich diese Stellen getauft habe). Stahlringe und -Stangen, und in den Feld gehauene Stufen sollen beim Abstieg helfen. Trotzdem bleibt meist nur ein dünner, abschüssiger Pfad über Felsen und Geröll in die Tiefe. Es war eine der aufregendsten Stunden meines hikes.





Sicher unten angekommen, verabschiedete ich mich hier von Oodie, den ich bereits am ersten Tag, und immer wieder Mal traf, und einige Campsites und gute Gespräche geteilt habe. Ich habe Tränen in den Augen als ich mich umdrehe und vorausgehe. Viel Glück wünsche ich ihm auf der noch langen Reise nach Norden.



Der Boden des Kraters ist nicht flach, sondern wellig und aufgewühlt. Und mittendrin öffnet sich ein bildschöner Wadi.



Ich setze mich unter einer Akazie (wie ich es gelernt habe) mache eine gemütliche Frühstückspause und zwinge mich dieses Bild, diesen Moment nie wieder zu vergessen.




Irgendwann muss ich weiter zu dem Gap, hindurch, und ich bin raus aus dem Krater. Es geht etwas 10 km eine Straße lang, an den Bruchkanten kann man die gebogenen Feldschichten erkennen, die den Krater ausmachen. Man fühlt sich so winzig und unbedeutend.




Mein Ziel ist die Tankstelle an der Arava Junction. Der kürzeste Weg dahin führt mich durch einen letzten Canyon, den ich "flussabwärts" gehe.


Der Canyon weist tolle Felsformationen auf und ich genieße die Wanderung, obwohl sie technisch schwierig ist. 



 Etwa 2 Stunden später erreiche ich die Hauptstraße, noch 2 km weiter die Straße entlang sehe ich endlich die Tankstelle nach insgesamt 23 k! Erst Mal Eis und Cola kaufen und dann wird es schwierig: wohin? Angeblich sei hier einen Busstation, Nein nur eine kleine Haltestelle, die Angaben in Arabisch und Hebräisch für mich unverständlich. Per Anhalter irgendwohin? Der erste der mich mitnimmt, nach links zu Dimona, nach rechts ans Tote Meer? 

 Kurz entschlossen rufe ich "Dr. Jones" an, den ich vor 2 Wochen im Nahal Milham getroffen hatte, und der mit seiner Nummer gegeben hatte.

 Jetlag, sagt er, ganz in der Nähe, nur 20 Minuten ist eine kleiner Ort dort gibt es einen Khan, der eine absolute Perle ist. Eines der besonderen Orte auf diesem Planeten, das musst du hin.

 Also bin ich los an Rand der Straße entlang. Die 20 Minuten waren mit dem Auto, zu Fuß bräuchte ich fast 4 Stunden.


Die Gegend runter zum Toten Meer (400m unter Null, der tiefste Punkt der Welt) sieht deutlich anders aus. Weiße, ausgewaschene Säulen bilden die Landschaft. Hübsch aber links und rechts der Straße warmen kleine gelbe Schilder nicht hineinzugehen: "Achtung Minen". Schade 




Ich hab versucht per Anhalter, aber es sind mehr als 20 Autos an mir vorbeigefahren ohne anzuhalten, erst 3 km vor dem Ziel hat mich jemand mitgenommen. 35 Kilometer bin ich heute gelaufen, 12 davon auf heißem Asphalt 


Spät am Nachmittag, humpelnd von den Blasen und erschöpft komme ich an im Khan Shkedi, einem großen Areal im Dorf Neot Hakikar, mit zahlreichen Sitzecken, Bedouinenzelten mit Matratzen und Teppichen. Der Ort hat in der Tat einen wunderbaren Flair, der mit nichts zu vergleichen ist, was ich bisher erlebt habe. Es gibt Duschen, eine Küche und eine Bar, aber eben als Khan ausgelegt, einer Art Wüsten-Gastwirtschaft im Bedouinenstil.




Ich bin angekommen, am Toten Meer,ich habe die Negev Wüste zu Fuß durchquert. Hier endet mein hike, während ich den Regen abwarten und mich ausruhen kann. 

 


 

Tag 18 - cruising auf dem Weg zum kleinen Krater - 17 km

 Zum Start des Tages bin ich wieder mit Max, dem Russen gestartet. Wir sind allerdings spät los, waren die letzten, um 06:30.



Es ging in einem Canyon runter und der Weg war sehr schön. In der Mitte verlief der Nahal mit seinem Streifen von Büschen und es gab sogar einige Akazien mit ihrer riesigen Schattenfläche. Diese Bäume sind so schön, allerdings wohl nur in ihrer natürlichen Umgebung... In Hamburg im Park wurden die komisch und falsch aussehen.





Das Klettern runter in den Canyon war abenteuerlich mit Stahlseilen und Leitern tief hinab, an dem massiven, steilen Berghang. Dann links und rechts diese riesigen Felswände, geschwungen dem Verkauf des trockenen Flusses folgend. 






Nach wenigen Stunden ging es dann hoch aufs Plateau bis zur Spitze des höchsten Berges, auf dem die Ruine eines alten römischen forts stand. Da trafen sich dann nach und nach die hiker des Tages. Hier gab es eine Aussicht in alle Richtungen, wundervoll. Und es gab hier Empfang! 





Ich hab hier oben schnell einen der ausstehenden Posts für den Blog online gestellt und meiner Familie die Nachricht geschickt es geht mir gut, ich lebe, ich habe nur kein Internet.


Max entschloss sich weiterzuziehen, und heute noch den Krater zu durchqueren. Es war zwar schade sich zu trennen, aber auch gut, den ich könnte endlich meinen langsameren Schritt gehen und den Weg genießen.



Und das hiken war wunderschön, der Weg weder zu schwer noch zu weit.




Ich habe Musik gehört und auf dem trail getanzt. Es war ja keiner da der mich sehen konnte.


Am frühen Nachmittag erreichte ich das Nightcamp. Wasser gab es einen halben Kilometer weiter hoch an der Militärbasis. 



Ich hab den Nachmittag genossen, mir die Reste zusammengekocht, die ich noch hatte, viel getrunken. Leider wieder ein Camp ohne Empfang, nicht Mal oben auf dem Berg, wo ich extra hochgeklettert bin.


Das Wetter wird wieder wechseln es soll ab morgen regnen können, sicherlich aber übermorgen. Der nächste Frühlingssturm braut dich zusammen und alle sind wieder ganz aufgeregt und jeder plant auf welche Weise und wo er sicher von trail rüberkommt. Hiken wir spätestens übermorgen wieder verboten sein wegen der Lebensgefahr für Menschen in der Wüste bei Regen.


Für mich ist daher morgen der letzte hiking Tag. Ich muss einen Ausgang finden und einen Transport in eine sichere Stadt. Welche, das weiß ich noch nicht, werde das morgen auf dem Weg entscheiden.

Mit dem Sonnenuntergang kommt ein starker, eiskalter eine auf und mein Zelt knattert und flattert. Selbst im Schlafsack friere ich, solange die Arme und Hände noch draussen sind während ich diesen Text schreibe. Ich pack mich gleich ein, damit ich wieder etwas warm werde. Gute Nacht


Tag 17 - Gratwanderung am Karbolet - 24 km

 Heute war der technisch schwierigste Tag des trails!!.



Schon der morgen war anstrengend: um 04:15 aufgestanden, es waren 4 Grad! Und alles war pitschnass. Die Feuchtigkeit die vom Regen des Vortags um Boden war ist über Nacht bei der Kälte extrem kondensiert. Klamotten, Daunenjacke, Zelt, Schlafsack, alles war nass.



Es ging früh los, 5 km bis zum Aufstieg des berüchtigten Karbolet. Vorher noch eine Frühstückspause gemacht und dann ging es hoch.




Zu Anfang eine kletterpartie wie ich sie auf dem trail noch nicht gesehen hatte. Gewaltige Feldschichten durcheinandergeworfen, schief und ich ging dazwischen, an Stahltrossen und -Stangen, auf dem Bauch und an Stellen Wänden hoch. Der Wahnsinn.




Dann ging es leicht ansteigend durch einen kleinen Wadi hoch auf die schiefe Kante der Bergkette und der trail blieb 5 Stunden lang auf dieser Kante. Links 300 m Abgrund zum Boden des Kraters, rechts die 40 Grad schiefe Fläche des Berges.





Das schlimmste war dieser ständige schiefe Boden, und der Stein war voller scharfer Kanten. Sehr hart auf die Füße, den ganzen Tag nicht eine glatte, ebene Fläche.





Das Wetter war super, strahlend blauer Himmel und nicht zu warm (oder ich hab mich dran gewöhnt).

Ich bin den größten Teil des Tages mit einem russischen hier gelaufen (Max)





9,5 Stunden haben wir gebraucht um an die Wasserstelle zu kommen, unten an der Straße und noch Mal ne Stunde zum Nightcamp



Langsam geht mir das Essen aus. Ich muss rationieren, damit ich genug habe für die letzten paar Tage


Nach dem sehr schweren Tag heute habe ich zahlreiche Blasen. Ich bin gespannt ob ich morgen überhaupt noch laufen kann. Jetzt werde ich aber erstmal schlafen wir ein Stein



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