Tag 9 - voll im flow - 34 km

 Was für ein wunderschöner, wenn auch langer Tag! Das hiking heute war toll. Weitestgehend flach, ging es den ganzen Tag über 4x4 Tracks durch mehrere Wadis, auf beiden Seiten eingerahmt von Bruchkanten uralter Berge. 




Es war zwar kalt, morgens (10 grad) aber die Wärme hat nicht lange auf sich warten lassen. Die Wolken gaben den Himmel mehr Struktur, mehr Tiefe. Nicht dieser blassblaue Fläche mit dem Glühball darin, wie in der letzten Woche. Die Berge wurden dadurch teils in Schatten, teils in Sonnenlicht getaucht, was einfach wunderschön war.





Ich wusste, heute würde der bisher längste Tag werden, daher hab ich noch sehr auf Technik konzentriert: jede Stunde Pause, schnelles, gleichmäßiges gehen, sehr auf Energie Level achten.

Meinen 3 Jahres Rekord von "10 by 10", also 10 Meilen (16 km) bis 10 Uhr schaffen, habe ich dadurch gebrochen, ich war um 10 schon 18 km gelaufen und war nicht Mal besonders früh gestartet (um 6). 

Ich habe viel Kraft in den Beinen!! Habe auch keine Angst mehr vor dem Aufstieg auf irgendwelche Berge. Wo ich die ersten Tage dachte, ich könnte den trail nicht machen/schaffen, habe ich nun die Power! Ein tolles Gefühl.


Der Tag ging endlos so weiter, durch Wadis, an abgebrochenen Bergen / Canyons vorbei. Die Wüste sieht hier anders aus, mehr Sand, mehr Pflanzen.




Abwechslung brachte die eine von Moa, eine 2300 Jahre alte Karawanserei der Nabatäer, die mit dem Handel von Gewürzen und Seide 600 Jahre lang viel Erfolg hatten. Moa war die erste Station in der Wüste Negev, auf dem Weg der Karawanen von Petra nach Gaza. Und es war beeindruckend sich vorzustellen, wie hier die großen Karawanen, die Kamele, die Bündel an Ware, das Geschrei und die Triebsamkeit hier geherrscht hatten, kontrolliert von den Nabatäern mit ihrer Festung.




Weiter durch gelben Sand, ging es 34 Kilometer lang an die Senke zum Jordantal, und an die Autobahn 90 auf der ich vor 9 Tagen mit dem Bus nach Süden gefahren bin, an den Golf von Aqaba. 




Ich habe Musik gehört und getanzt, gefunden und mich totgelacht über einen dreckigen Witz, der mit eingefallen ist. Und ein bisschen geheult über die traurigen Dinge im Leben. 

Ich bin so "ich selbst" hier, dass die Gefühle alle sehr dicht unter der Haut liegen. Die Erlebnisse und ständigen einzigartigen Eindrücke bringen in mir so stark das Gefühl hervor, das ich lebendig bin! Das dieser Planet mir gehört und ich auch hier in die Wüste gehöre. Es geht mir wunderbar!





Mein Ziel war Sapir, eine eher hässliche Siedlung in der Wüste. Ich habe eine Übernachtung bei einem "Trail-Angel" gebucht, jemand, der freiwillig hiker privat aufnimmt und für einen Tag versorgt. Ich werde ihn gleich Treffen und bin gespannt.


In der "Stadt" zu sein ist merkwürdig, ich sende mich zurück in die Wüste. Ich weiß hier nicht so ich bin soll. Es gibt Wege und Bänke und Springbrunnen und gepflanzt Bäume. Hübsch, aber alles hat einen Zweck, der nicht für mich ist. Ich bin ein Fremdkörper. Auf dem trail, sind alle so herzlich und hilfsbereit, hier gehen die Leute an mir vorbei und sprechen mich nicht an. 


Der Laden hier macht erst um 5 auf, ich bin seit 3 Uhr hier (9 Stunden hab ich für die 34 km gebraucht, nice!!) und fühle mich unwohl, auf der Bank zu sitzen und meinen Thunfisch aus der Dose zu essen. (Er ist trotzdem göttlich!! Ätsch! Wie sagt man wohl "ihr könnt mich Mal" auf Hebräisch?)


Morgen ziehe ich nach Westen, in den "high Negev", und für die nächsten 3 Tage durch den "großen Krater". Ich werde morgen wahrscheinlich kein Internet haben, Posts können daher verspätet kommen.

Laila tov ( gute Nacht)

P.S. vielen Dank für die Kommentare!!! Die geben mir viel Kraft und bringen mich zurück in eine reale Welt.


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