Tag 57 - per Anhalter nach Dunsmuir, Kalifornien

 Schnell frühstücken, packen, meinen Rucksack aufschnallen und ich mach mich auf den Weg zur Interstate 5, die weit in den Süden führt. Da keinerlei Verbindung existiert von Ashland aus, will ich versuchen per Anhalter zu fahren. Ich bin gespannt, per Anhalter zu fahren ist in Oregon illegal.


Ich hab mich extra hübsch gemacht, damit die Leute sehen das ich ein hiker bin und kein Obdachloser, Massenmörder oder so was: die Hose als Shorts (damit man meine goldenen Beine mit den dicken Waden sieht), die bunten gaiter an den Füßen, schwerer Rucksack mit Isomatten hinten, trekking-poles sichtbar und das wichtigste: kein Hut (mir wurde gesagt, das schreckt ab).


Kurz vor 9 stehe ich an der Ampel, wo Rechtsabbieger die Rampe zur Autobahn nehmen, und steck meinen Daumen aus. 

30 Sekunden später halt ein Auto. 

"Dunsmuir? Nein, ich fahre nur hoch auf den Berg Mt. Ashland..."

2 Minuten später fährt ein Laster ( in die andere Richtung) vorbei, hupt und jemand winkt aus dem Fenster und ruft "Jetlag"! Huh? 

5 Minuten später ist es ein Polizeiauto dem ich versehentlich meinen Daumen zeige... Die fahren ohne Reaktion vorbei, zum Glück.

Dann vergeht eine halbe Stunde, in der meine Bemühungen vergeblich sind. Meine Motivation sinkt. Während ich mich fragte ob dies eine gute Idee war, hält ein Auto!

Nach Süden? Er würde mich mitnehmen bis nach Yreka. (Etwa 60 km von den 120, die ich brauche). Klar, nur raus aus Ashland.


Der Wagen ist komplett zugemüllt, aber ich finde auf dem Rücksitz Platz für meinen Rucksack. Der Fahrer, ca 45, ist ein "native American", ein Indianer. Auf der 40-minütigen Fahrt unterhalten wir uns fast ausschließlich über die Indianer in den USA, den Reservaten, der Unterdrückung der Indianer durch die Regierung und was von Kultur und Tradition noch übrig geblieben ist. 

Er gehört zu den Sisquiyou, Teil der Cherokee, glaube ich, und hat einige Sätze in seiner Sprache gesprochen. 


Die Fahrt ging entlang der interstate hoch übers Gebirge, rein nach Kalifornien und runter ins nächste Tal. Und ich sah den größten Schneeberg, den ich je gesehen hatte, am anderen Ende des Prärie-bedeckten Tals.



Und dann stand ich in Yreka, eine typisch provinzielle US-Kleinstadt irgendwo im nirgendwo. 

Es gibt hier einen Bus!! Yreka, Mt. Shasta und Dunsmuir sind verbunden. Für 4 Dollar!!!


Um die 2 Stunden Zeit totzuschlagen, gehe ich in ein Diner, das genau so ausseIht wie im Kino. 


Und dann bringt mich der Bus (sieht aus wie ein kleiner US-Schulbus, nur in grün) in einer guten Stunde nach Dunsmuir. Der Highway geht dabei an Mt. Shasta vorbei, ein imposanten schneebedeckter Vulkan, ganz alleine in der Landschaft.





Dunsmuir, bisher nur ein Punkt auf der Landkarte mit einem komischen Namen, ist ein langgezogenes Dorf in einem schmalen, steilen Tal. Ringsum ragen die tannenbedeckten Berge hoch und ein Fluss schlängelt sich hindurch. In der Sonne sind es 30° und der Wald duftet wunderbar.





Ich hatte mir das billigste Hotel ausgesucht (100 dollar), aber in Mt. Shasta stieg ein Pärchen aus Taiwan hinzu, die ich wiedererkannt: 2 PCT-hiker die ich vor über 5 Wochen in Hiker-Town getroffen hatte! Und die haben mich zur Kirche gebracht, wo PCT-hiker umsonst übernachten dürfen. Heute Nacht schlafe ich also im Keller von Hause Gottes!



Der Bereich unten ist gut eingerichtet, Teppichboden, Matratzen, voll ausgestattete Küche, Badezimmer (keine Dusche) und der Schutz des Herren 😁

Ich muss heute noch einkaufen gehen (resupply für 6-7 Tage) und morgen um 8 fährt ein Bus zu dem 12 km entfernten trailhead. Dann bin ich endlich wieder auf dem trail.

Morgen muss ich aus diesem Tal raus, und das bedeutet 3400 Fuß Aufstieg! Da ich nun fast 8 Tage Ruhetag hatte, habe ich wahrscheinlich meine trail-legs verloren. Es wird ne Weile dauern, bis ich die wiederhabe und der Weg dahin wird hart.

Aber das wird sich morgen zeigen. Für heute ist alles erfolgreich gelaufen, ich habe Dunsmuir erreicht und habe einen Transport morgen früh zum Trail. Habe auch einen frischen Gas-kanister und Essen für 6 Tage. Bis zur nächsten Stadt (Burney, wo keine neuen Schuhe warten) sind es 144 km. Das sollte doch in 6-7 Tagen machbar sein. Bin gespannt auf den Wald da draußen.

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