So, 7. Juli

 Die Tropen sind herrlich! Ich genieße die üppige Vielfalt der Pflanzen um mich herum. Das ist immer wieder beeindruckend: auf ein paar Metern findet man 20, 30 verschiedene Arten, in jeder Größe & Farbe. Epiphyten sind typisch, um den Platz voll auszunutzen wachsen Pflanzen auf anderen Pflanzen. Und die Gallerien sind typisch, Etagen, sozusagen: am Boden wachsen Pflanzen, dann Büsche, Bäume wachsen mit einem dünnen Stamm sehr weit nach oben und bilden das Dach, aber dazwischen sind weitere Bereiche, wo Pflanzen jedes Licht ausnutzen, das hereinkommt. Und die Vielfalt der Formen und Farben ist fast grenzenlos.

Wo ist der Affe?


So toll an den Tropen ist dass sich diese Vielfalt auch auf die Tierwelt erstreckt. Insekten, Spinnen, Tausendfüßler überall auf jeder Pflanze und immer wieder sehe ich Insekten, die vor einer Stunde noch nicht da waren.

Tja und ich habe das ja studiert, ich kenne und erkenne wieder so viele dieser Pflanzen und Tiere, da können viele Erinnerungen auf.

Im Kontrast zu den USA und Europa, sind die Tropen vor allem eins: klebrig! Meine Haut, aber auch jede natürliche oder künstliche Oberfläche ist klebrig und feucht. Alles was sich nicht wehren kann, wird so schnell wie möglich zersetzt. Im Gegensatz zu Staub ist hier alles mit einem klebrigen Film überzogen.





Und das Licht ist so wunderbar! Die Sonne hier streichelt eher, als dass sie sticht. Die UV-Strahlung nahe dem Äquator ist anders (A, B, ich weiß nicht mehr welche). Am Nachmittag ist alles golden und erstaunlich früh (17:30) und erstaunlich schnell, geht die Sonne unter und es wird Nacht. Ich liebe die Wärme Dunkelheit voller Grillen- und Zikadengeräusche!!

Ich fühle mich noch etwas desorientiert. Wo ich vorher immer einen Pfad zu folgen hatte, ist jetzt nichts mehr. Und wenn ich nicht vorwärts muss, bleibe ich einfach stehen. Das ist komisch aber diese Umstellung auf ein "normales" und "nicht-hiker" Leben ist notwendig.

Stehen zu bleiben, tut mir aber auch gut. Meine Muskeln können sich beruhigen, mein Körper kann regenerieren und langsam wieder die Reserven aufbauen, die ich alle verbraucht habe. Mein Hunger ist immer noch abnormal, ich muss die ganze Zeit etwas in den Mund stecken. Vor allem Salz, fett, und Zucker scheint mein Körper zu brauchen. Noch lasse ich das zu, ich habe fast 10 kilo wieder aufzubauen.

Ich habe versucht eine SIM-Karte zu organisieren, das hat nicht geklappt. Es gibt zwar eine Version für Touristen, aber der Service-Umgang ist mickrig und extrem teuer. Mickrig mache ich nicht mehr. Eine "richtige" SIM-Karte gibt's nur für Brasilianer. Das nötige Dokument (Steuernummer) hab ich vor 20 Jahren in einer Schublade gesteckt und wir können es nicht wiederfinden. Und ohne Internet/Telefonnummer geht heutzutage kaum noch was.





Und da man nicht alles haben kann, ist das Wetter leider eher schlecht. In ein paar Tagen kommt eine große Regenfront, die mir die Lust nimmt bspw auf die Ilha Grande zu fahren. Sowas bringt keinen Spaß. In den Tropen gibt es nach oben hin keine Grenzen, wieviel Wasser bei Regen runterkommen kann.

Mal schauen, wohin es mich spontan verschlägt. Es gibt zum Glück keinerlei Zwang für die nächsten 12 Tage.

Meine Gastgeber haben mich auf 2 Partys mitgeschleppt und ich habe mir Mühe gegeben, aber innerlich gibt es da doch eine kulturelle Kluft, die ich nicht so Recht überwinden konnte. Obwohl ich Land & Leute für kenne. Es gab nur selten Gespräche die nicht oberflächlich waren oder hat ganz ohne informativen Inhalt. Einfach nur zu reden (so laut wie möglich, wo alle so laut reden), ohne irgendeine Information mitzugeben, das kann ich nicht. Es war auch ein leichter Kulturschock, frisch aus dem Wald wo Stille, Ruhe und Einsamkeit dominierten auf eine high society Schnickschnack-party zu gehen. Ich habe zumindest erstaunt beobachten können wie skurril die Regeln einer Gesellschaft sein können. 

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