Vom campground in Lake Morena, bis zu dem Camp-spot 10 km vor Mexiko waren es 12,8 Meilen (20 km)
Hier herrscht eine Plage an Bremsen! Seit einigen Tagen schon, es werden immer mehr. Man wird den ganzen Tag begleitet von 5 - 15 Bremsen, die jede freie Haut anzeigen werden. Die Beine bedeuten sich zu stark, da kamen die nicht. Bei einer Pause in Hausers Canyon waren hunderte Bremsen um mich herum.
Genau, Hausers Canyon auch bei mir ging's einmal tief runter, bis zum Wasser und den Bäumen und dann anstrengend wieder hoch. Bei fast 30 Grad. Aber ich hab ihn geschafft, vor allem meine Füße haben es geschafft.
|
Hauser Canyon, den linken switchback müssen die NoBos hoch. |
Meine Wunde scheint sehr gut zu heilen. Unters Verband hab ich noch nicht geschaut. Es tut nix weh, keine Schwellungen, kein Pochen. Es ist so gut und dicht verpackt, wenn ich es aufmache kommt da nur mehr Dreck dran. Das muss noch warten.
Ich konnte dem Fuß heute normal benutzen ( keine Gnade) und er hat alles mitgemacht, kaum Schmerzen im Gelenk. Also: alles gut!
Der Weg heute hatte viele schöne Stellen. Man läuft eigentlich durch so hohes Buschwerk, Manzanitas und einzelnen Felsen. Außer dem Canyon ist das Gelände flach, leicht abschüssig. Manchmal wird der Trail ganz breit und sandig und dann läuft man wie durch eine Halle aus den roststämmigen Manzanitas. Und in den Licht dahin wachsen Blumen in gelb, lila, selten rot. Seher schön.
16 hikern bin ich heute begegnet. Mehr als die letzten Tage. Boah im Vergleich fühle ich mich "uralt", also die sind alle noch so "neu" und unsicher und unfit. Die tun mir so leid weil ich weiß dass die noch so viel durchmachen müssen.
Einige sind auch desillusioniert, wollen den Trail mit täglich 50 km absolvieren, oder in Sandalen oder ohne einen Schimmer.
Aber das ist es ja auch, bei den 3000 hikern die dies mit mir begonnen haben, werden auch 3000 einzelne Geschichten erzählt. Jeder wird "seine" Erfahrung machen und unterschiedlich weit kommen. "Hike your own hike".
Ha! Ich bin gerade " Shepard" begegnet, der jedes Jahr ein Teil des PCT wandert. Dieses Jahr ist es die Wüste. Er ist southbound! Und hat genau wie ich in Walker Pass gestartet. Allerdings hat er vor einem Monat gestartet. Er meinte gleich: "bist du Jetlag? Ich höre seit Monaten Geschichten von dir."
Der Informationsfluss läuft nur nach vorne, ich weiß viel von den Leuten vor mir, aber ein Monat lang nichts gehört, das hinter mir jemand war. Shepard läuft jeden Tag 12-14 Stunden. Und kurz vor der Grenze hat er mich eingeholt. Ich freue mich für ihn, morgen ist er der erste southbounder, der in Mexiko ankommt.
Für mich war heute ein guter Tag. Mein Fuß scheint gut genug zu funktionieren dass ich normal weiterlaufen kann, ich hab mit ihm 20 km geschafft, und morgen laufe ich 3 Stunden und bin am Ziel: Campo, der Ort, CLEEF, der PCT-Campground, und das Monument, direkt an der Grenze zu Mexiko.
An dem ganze Berg hier ist der Boden aus dunklem, feinem Staub, jede Bewegung wirbelt eine kleine Wolke auf, alles wird dreckig.
Mein Camp-spot ist direkt am Hang, zwischen ein paar großen Felsen und ein paar Büschen relativ gut geschützt. Und ich habe eine wunderbare Aussicht: ich sehe die Hügel unter mir, wo die Mauer lang läuft, die Grenze.
|
So dreckig war ich noch nie |
Die Kontroverse Trump-Mauer, die physisch die erste von der dritten Welt trennen soll. Die schlängelt sich über die Hügel in der Ferne, dahinter ist Mexiko.
|
Die Mauer zwischen der ersten und der dritten Welt
|
Wie an der Grenze zwischen Schweden und Norwegen (Finnskogsleden, 2016), sieht die Landschaft auf beiden Seiten gleich aus, die Natur kümmert sich nicht um politische Grenzen.
Mein Camp ist schon im Schatten, auf dem Spitzen der Hügel und in Mexiko scheint noch die Sonne. Nach dem Essen freue ich mich auf eine heiße Schokolade und auf mein Schlafsack.